Schlagwort: Ermutigung

Leben vs. Hochsensibilität?

Als ich ein Teenager war, war ich ständig unterwegs: Auf Freizeiten, Jugendtagen, Jugendwochenenden, Veranstaltungen und Events. Ich wollte Menschen um mich haben und liebte es, mich zu engagieren und neue Leute kennen zu lernen. Ich war immer wieder auf Konzerten, stand meist weit vorne und kam nachts vom Springen und Mitsingen verschwitzt nachhause. Mit 18 Jahren kam eine ausgeprägte Depression. Zeitweise durfte ich keine Besuche empfangen, weil ich schon nach einer Person aufgewühlt und panisch wurde. Ich musste mich komplett zurück ziehen, sollte sogar ein Jahr mit der Schule pausieren, damit es nicht zu viel für mich wird und ich erst wieder langsam in den Alltag starten konnte. Innerhalb weniger Monate hatte ich mich zu einem anderen Menschen verändert. Die junge Frau, die immer extrovertiert, leidenschaftlich und überschwänglich war, war plötzlich schüchtern, konnte keine fremden Menschen ansprechen und brauchte Ruhe. Hinzukam, dass innerhalb weniger Monate die Kleidergröße von 36 auf 44/46 gewachsen war…
Ich hatte lange damit zu kämpfen und habe mich gefragt, warum ein Mensch so komplett unterschiedlich sein kann.
War ich denn nun extrovertiert oder bin ich eigentlich introvertiert?
Liebe ich es, unter Menschen zu sein oder liebe ich es, allein zu sein?
Wer bin ich denn nun eigentlich?
Hatte ich mich selbst so in mir getäuscht?
Hatte ich etwas gespielt, was ich eigentlich nicht war? Oder noch viel mehr: Wollte ich jemand krampfhaft sein, der ich eigentlich nicht war und auch nicht sein konnte? Hatte ich mich mit einem Schauspiel überfordert?

Heute, 20 Jahre später, kann ich sagen: Nein! Ich habe nichts gespielt – ich konnte bestimmte Dinge einfach nicht benennen und kannte mich nicht gut. Aber: Ja – ich habe mich überfordert.
Nicht mit einem bewussten Schauspiel und doch, hatte ich etwas versäumt. Denn heute weiß ich: Ich gehöre zu einer Gruppe Menschen, die man „Hochsensibel“ oder „Hochsensitiv“ bezeichnet.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass diese Menschen noch sensibler auf Dinge reagieren, als „normal-Sensible“. „Hochsensible Menschen scheinen jedoch nicht über einen Filter zwischen sich und der Umwelt zu verfügen, sodass sie viel weniger Reize ausblenden oder ignorieren können.“ (Brigitte Schorr, Hochsensibilität – Empfindsamkeit leben und verstehen, SCM/Hänssler, 2018, S.10).
Es bedeutet also, dass (je nach Stärke und Form der Hochsensibilität) Eindrücke und Reize viel stärker auf diese Menschen einprasseln und daher auch stärker und intensiver wahrgenommen werden und verarbeitet werden müssen. Drei wesentliche Merkmale sind:
* Schmale Komfortzone
* Schnelle Überreizbarkeit
* langes Nachhallen. (vgl. ebd, S.15)

Vor einigen Jahren habe ich für mich festgestellt, dass ich zu dieser Gruppe Menschen dazu gehöre. Ich liebe es, unter Menschen zu sein und trotzdem kann es mir sehr schnell „zu viel“ werden. Eine Reizüberflutung kann mich schnell überrollen und ich werde müde, langsam und mein Denken blockiert. Hinzu kommt, dass Erlebnisse, Gespräche, ja sogar einzelne Wörter in Konversationen noch lange in meinen Gedanken verhaftet bleiben können und meist sogar damit auch die entstandenen Gefühle. Ich brauche daher manchmal einige Tage oder sogar Wochen, bis sich wieder eine innere Ruhe eingestellt hat, wenn ein größeres Event, eine Konferenz, eine Versammlung oder eine Party anstanden. Auch Gespräche oder Konflikte rauben extrem viel Energie und verlangen nach einer Ruhezeit.

Ich kenne einige Menschen, bei denen ich mir sicher bin, dass sie ebenfalls zu stärkerer Sensibilität neigen und ich glaube, dass die Masse an Reizen und Möglichkeiten heutzutage immer mehr Menschen mit Hochsensibilität offenbaren wird.
Die Frage ist: Was macht man nun mit diesem Wissen?
Ich habe für mich persönlich gemerkt, dass es weder gut für mich ist, mich ständig unter Menschen zu mischen und ständig aktiv zu sein, noch mich komplett zurück zu ziehen und nur noch in Ruhephasen zu sein.

Alles hat seine Zeit“ steht schon in der Bibel und ich glaube fest, dass da eine tiefe Wahrheit drin steckt. Der Mensch ist für Gemeinschaft geschaffen. Für Gemeinschaft miteinander und für die Gemeinschaft mit Gott. Es braucht für beides eine Zeit. Es braucht eine Zeit zum Ausruhen und Reflektieren aber auch eine Zeit, wieder das zu tun, wozu man befähigt und ausgestattet ist. Ich weiß, dass mein Platz derzeit die Aufgabe einer Co-Pastorin ist. Das bedeutet: Ich WILL mich einbringen, ich liebe es zu predigen, ich liebe es, Menschen weiterzuhelfen, für sie zu beten und zu schauen, wie ich beim Wachsen in der Beziehung zu Gott und zu sich selbst behilflich sein kann. Ich liebe es zu organisieren, zu planen und meine Ideen auszuleben. Und doch: Ich weiß, dass ich nur ein gewisses Maß an Kapazität, Energie und Komfort habe. Gehe ich nur einen Schritt zu weit, könnte ich schnell wieder körperlich und geistig überfordert sein und und in einen Erschöpfungszustand fallen.

Was ist also meine Strategie?

  1. Ich setze mir Prioritäten anhand meiner Ziele und Werte
    Ich habe für mich bestimmte Ziele und „Mission-Statements“ für mein Leben. Es treibt mich an und hilft mir, Dinge zu entscheiden.

    Für mich bedeutet das, dass ich
    a) Am Kirchenleben aktiv sein möchte
    b) Menschen (Frauen) helfen möchte, ihre Facetten besser kennen zu lernen und ihr Potential zu entfalten in dem ich kreativ, leidenschaftlich und liebevoll lebe, lehre und leite.
    c) Ich möchte meinen Mann unterstützen
    d) Ich möchte eine liebevolle Mutter sein, die für ihre Tochter da ist und ihr hilft, resilient und selbstständig zu sein.
    (Das ist nur ein kleiner Ausschnitt).


    Das bedeutet praktisch: Wenn ich in einer Woche einen Abend Smallgroup, einem Abend Teamleiter-Meeting und an einem anderen Abend Core-Team meeting habe, lasse ich nichts davon ausfallen. Dafür verzichte ich aber auf Abende, an denen ich vielleicht mit einer Freundin etwas unternehmen könnte. Die sind dann in einer anderen Woche dran, wo ich keine anderen Termine habe. Dann freue ich mich umso mehr und gebe dem abgemachten Abend mit einer Freundin Priorität.
    Ich verzichte auf keinen Sonntag, nur weil die Woche voller war. Es ist mir wichtig – das war es schon immer und hat nichts damit zu tun, ob ich angestellt bin oder nicht: Es ist meine Priorität, Gemeinschaft zu leben und mich in der Kirche einzubringen – also ruhe ich an einem anderen Tag aus, damit dies möglich ist.
    Es bedeutet auch, dass ich bewusste Zeiten habe, in denen meine Tochter mich zu 100% für sich hat und dass ich mindestens einmal in der Woche einen Abend nur für meinen Mann und mich reserviert habe.
  2. Ich plane voraus! Es gelingt mir mal mehr, mal weniger und doch im Gesamten immer besser, meine Wochen-, Monats- und Tagesplanung entsprechend zu gestalten. Dadurch bin ich mir selbst und anderen gegenüber zuverlässiger.
    Ich will mich nicht komplett zurückziehen- dazu bin ich nicht auf dieser Welt. Aber ich muss auf mich achten. Also ist mein freier Tag nicht samstags, sondern montags. Es ist der Tag, an dem ich nach einem Sonntag, der für mich wunderschön und doch sehr anstrengend ist, zur Ruhe komme. Gespräche hallen noch nach. Ich schaue auf das, was mich vielleicht verletzt oder getriggert hat und frage Gott, warum das so ist. Ich schlafe, ruhe aus und nehme mir Zeit für mich und meine Familie. Ich gestalte meine Woche so, dass ich nicht jeden Abend Termine habe.
    Auch die Jahresplanung gehe ich so an:
    Jedes Jahr im Mai finden die Pastoren-Tagungen und eine anschließende Konferenz statt. Für mich vermutlich die anstrengendste Woche des Jahres. Ich nehme mir an diesen Tagen täglich bewusst Zeit für den Rückzug. Nicht zu lange, aber ausreichend. Ich stelle mich bei der Konferenz an den Rand, damit ich Platz für mich während des Worships habe. Ich plane in der Woche nach der Konferenz möglichst keine Termine oder Gespräche, sondern blockiere mehr Zeiten oder fahre sogar für ein paar Tage in den Urlaub.

  3. Ich prüfe täglich, wie es in mir ausschaut.
    An jedem Tag, an dem ich viele Menschen um mich habe, ziehe ich mich irgendwann zurück. Ich gehe bei Pastoren-Tagungen abends meist ins Zimmer statt zu Gemeinschafts-Aktionen, um zur Ruhe zu kommen. Es kann passieren, dass ich an einem Dienstag bereits merke, dass die letzte Woche anstrengender war als gedacht. Oder es kommt vor, dass ein intensives Gespräch längere Zeit benötigt um zu sacken. Dann passe ich die Wochenplanung entsprechen an. Wo kann ich Zeiten freischaufeln? Muss die Wäsche wirklich gemacht werden oder gehe ich stattdessen zwei Stunden in den Wald? – Ich nehme mir die Freiheit, mit meinen Verpflichtungen und Abmachungen mit anderen im Blick, Dinge anzpassen.
  4. Ich lerne dazu!
    Ja, ich habe trotz allem immer wieder in Situationen eine Überforderung und ziehe mich schlagartig zurück. Versteht es jeder? Nein. Will es jeder verstehen? Nein!
    Manche machen mir hinter meinem Rücken Vorwürfe, manchen tue ich leid, manche denken zu viel nach, was mit mir los ist. Ist das mein Problem? Nein:) Wenn jemand fragt und wirklich interessiert ist, kann ich in Ruhe erklären, was los ist. Wenn niemand fragt, muss es mir egal sein! Aber ich lerne dazu und ich darf dazu lernen. Denn nur dadurch kann ich Stück für Stück etwas verändern.
    Dazu gehört es auch, dass ich manchmal plötzlich Menschen meide, wenn ich merke, dass Gespräche oder Aussagen von ihnen mir nicht gut tun oder zu sehr reizen. Wenn ich merke, dass diese Personen mir zu viel Energie rauben, die ich dann von meinen Prioritäten abziehen muss – dann weiß ich, was zu tun ist. Das klingt hart, ist aber wichtig!
    Prioritätensetzen und stets prüfen ist notwendig, wenn man hochsensibel ist.

    Stell dir vor, du hast einen Wasserkrug voll mit Wasser und musst ihn auf verschiedene Pflanzen aufteilen, die in deinem Garten wachsen. Wenn du nicht genau weißt, welche Art Garten du möchtest, schüttest du das Wasser wild irgendwo hin und nichts wird wachsen – außer vielleicht das Unkraut. Wenn ich aber weiß, ich möchte unbedingt Mediterranes Gemüse und meine Priorität sind die Zucchinis und Tomaten, dann nehme ich in Kauf, dass die schönen Sonnenblumen vielleicht vertrocknen. Wenn ich einen Blumengarten möchte, werde ich das Wasser anders aufteilen. Aber ich muss schauen, was mein Ziel, meine Vision, meine Aufgabe ist, damit ich mit den gegebenen Ressourcen haushalten kann. Das ist beim Budget so, das ist mit Zeit so und das ist auch mit Energie und Gedanken so.


Hochsensibilität ist keine Krankheit und auch keine Störung! Ich erlebe leider immer wieder, dass Menschen es als Grund dafür nennen, sich kaum noch aktiv irgendwo zu beteiligen. Ich finde es schade. Denn ich glaube, dass jeder Mensch auf eine Art und Weise von Gott gebraucht wird und in dieser Welt einen Platz hat. Und dieser Platz kann nicht auf dem Sofa Zuhause sein…Das Paradies sah anders aus, soweit ich weiß:-)

Ich habe gelernt, dass meine Hochsensibilität hilfreich ist. Sie stört mich nicht. Sie hilft mir. Sie hilft mir, Gott intensiver zu „hören“. Sie hilft mir wahrzunehmen, wo Unfrieden herrscht, wo schlechte Atmosphäre sich anbahnt oder wo Schmerz ist. Ich kann dadurch reagieren, wenn es notwendig ist. Nun lerne ich zusätzlich, Dinge abzugeben und abzuschütteln, wenn es zu viel ist oder auch gar nicht von mir „getragen“ werden muss. Ich ziehe mir nicht mehr jeden Schuh an und lasse mir ihn auch nicht mehr von jedem anziehen.

Ja, es ist anstrengend aber ICH kann es steuern. Ich bin nicht bereit, mich von meiner Hochsensiblität steuern zu lassen!
Also arrangiere und dirigiere ich.

Warum schreibe ich das alles? Weil ich mir und dir zutraue, dass WIR bestimmen können!
Wenn wir uns die Freiheit nehmen, uns selbst besser kennen zu lernen und herausfinden, WOZU wir hier sind, dann kann uns Hochsensibilität nicht stoppen!


Was kannst du tun, wenn du das Gefühl hast, dass dir schnell Dinge zu viel werden?
Setze klare Ziele und Prioritäten!
Plane vor!
Nimm täglich Zeit zum „innehalten“ und „Überprüfen“.
Sei mutig, Dinge zu verändern, wenn es nicht passt.

Aber tu dir selbst einen Gefallen: Tu dir nicht leid, wenn du Reize intensiver wahrnimmst. Sei dankbar dafür und lerne es zu nutzen! Denn du bist nicht zufällig so, wie du bist!



Stark-Sein durch Schwach-Sein

Stark-Sein durch Schwach-Sein

Unsicher stand sie vom Tisch auf und stellte ihren leeren Teller, das halb leergetrunkene Glas und das dreckige Besteck auf das Tablett. Sie hasste volle Räume wie diesen. Jeder Stuhl des großen Speisesaals des kleinen Jugendhotels war besetzt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die alle zu dieser frühen Stunde schon extrem lebhaft zu sein schienen. Mit halbvollen Mündern wurden laut diskutierend die Pläne für den Tag geschmiedet, Messer und Gabeln klapperten auf die Teller ein und jeder einzelne Stuhl, der beim Aufstehen oder Hinsetzen bewegt wurde, machte ein quietschendes Geräusch auf dem Boden. Der Lärmpegel und diese Masse an Eindrücken überschritt eindeutig die Toleranz ihrer Nerven und die Tatsache, dass der Tag erst begonnen hatte, beunruhigte sie noch mehr. Sie fühlte sich hier einfach nicht wohl. Klar, es war toll, schon in den ersten Monaten der neuen Arbeitsstelle so interessante Einsätze zu erleben wie diesen – als Aussteller zu einer Messe nach Berlin fahren- klang doch super?! Aber sie selbst war einfach noch nicht ganz angekommen. Angekommen im Team. Angekommen in der neuen Arbeitswelt und…angekommen bei sich selbst.
Sie kämpfte mit ihren Gedanken und ihren Ängsten -fast in jeder Minute des Tages. Auch jetzt, als sie da stand, das Tablett anhob und gemeinsam mit ihren Kollegen Richtung „Geschirr-Rückgabe“ ging. Sie versuchte sich nicht stressen zu lassen und ging bewusst langsam – ihrem Drang so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen entgegensetzend. „Wie überstehe ich diesen Tag mit so vielen Menschen um mich rum? Wie überstehe ich die nächsten TAGE hier?“ – ein lautes „KLIRR“ holte sie aus ihren Gedanken.
Ihr Albtraum war soeben Realität geworden: Der Lärmpegel im Raum verstummt für ein paar Sekunden, die Blicke sind auf sie gerichtet und die Röte steigt ihr ins Gesicht….Ein Albtraum. DER Albtraum.
Das Glas, das eben noch auf ihrem Tablett stand, lag in Scherben auf dem Boden, schön verteilt in einer kleinen Pfütze aus Orangensaft. Das allein wäre nicht das Problem, stünde sie allein in ihrer Küche. Es war mehr als das: Es waren die Stille und die auf sie gerichteten Blicke, die ihr die Luft zum Atmen nahmen. Wie sehr wünschte sie sich, dass diese Pfütze sich in ein Erdloch verwandeln würde, in das sie versinken könnte. Stattdessen ertönte hinter ihr die Stimme ihres Kollegen. Es war der Kollege, der bei allen Menschen gut ankam und dessen Stimme auch bei Lärmpegel zu hören war: Laut, deutlich und mit einem hörbar breitem Grinsen wurde die kurze Stille auch schon gebrochen zuerst mit dem Satz „War ja mal wieder klar!“ und dann mit Gelächter der Kollegen….

Weiterlesen „Stark-Sein durch Schwach-Sein“
Prinzessin oder Königin?

Prinzessin oder Königin?

(Dieser Post ist mein Teil einer Predigt vom 21.03.2021). Du findest den Link zur Predigt HIER

Vor zwei Wochen saßen meine 4-jährige Tochter und ich am Frühstückstisch und philosophierten ein bisschen. Wir redeten über Gott und die Welt und stellten uns die verschiedensten Fragen. Was man halt mit 4-jährigen so macht:)

Und meine Tochter fragte mich plötzlich:

“Mama, ich bin als Königin geboren worden, oder?! Oder als Prinzessin?”

Jetzt muss man bei dieser Frage erwähnen, dass wir unserer Tochter schon immer versuchen zu erklären, dass Gott der KÖNIG ist und wir seine Kinder sind. Also eine für uns recht normale Frage im Kontext “Ein Kind Gottes sein”.

Ich: “Naja, als Königskind meinst du?”

Sie: Nein, ich bin eine Königin UND eine Prinzessin! Ich bin beides!”

Diese Aussage brachte mich zum schmunzeln und dann merkte ich, was für eine Wahrheit darin steckt. 

Was bedeutet es, ein Kind Gottes bzw. ein Königskind zu sein?
Es bedeutet zum einen „Prinzessin/Prinz“ zu sein und zum anderen „Königin bzw. König“.

Mit Prinzessin oder Prinz meine ich in dem Fall ein „KIND“:

Kinder sind frei, sie haben Freude. Sie sind unbeschwert, vertrauen ihren Eltern. Kinder sind unbekümmert und noch rein und unschuldig. 

Als KIND Gottes zu leben ist ein bisschen das Bild einer Prinzessin oder eines Prinzen auf die kitschig-romantische Art. Da lassen wir jetzt mal das Interview und die Erlebnisse von Harry und Meghan außen vor.

Aber so diese kitschige Vorstellung eines Kindes im Palast, der nicht ein goldener Käfig ist, sondern frei, zugänglich und ein Ort wo Frieden, Freude und Freiheit herrschen. DAS ist das Königreich Gottes und in diesem Königreich Kind zu sein, ist eben die romantisch kitschige Vorstellung:

Als Kind Gottes hast du Freiheit. Du darfst wie ein Kind fröhlich auf Papa Gott zu rennen, dich auf seinen Schoß setzen, lachen und das Leben genießen, das er dir schenkt. 

Ich hatte das lange irgendwie im Kopf verstanden, aber im Herzen und im Geist nicht so ganz angenommen.

Für mich war der freie Zugang zum Thronsaal des Königs, des Vaters zwar theoretisch frei, aber praktisch immer blockiert. Warum? Weil ständig diese Gedanken kamen, dass der Thronsaal ein Gerichtssaal ist, in dem jemand steht, der eine riesige Anklageschrift vorliest. MEINE Anklageschrift.

Stell dir folgende Szene vor: Ein Thronsaal. Groß, prunkvoll und herrlich. Gott sitzt auf dem Thron, neben ihm sitzt Jesus und da kommt dieser Ankläger (Die Bibel vergleicht den Teufel mit einem Ankläger – Offenbarung 3) und sagt: “Also Gott. DIESE PERSON DA (und er zeigt auf dich), hat folgendes begangen:“ Und er listet alles auf: Lügen. Verleumdungen, Fremdgehen, deine Abtreibung, deine Lästerattacken, dein Zweifeln, deinen Neid und und und…
Was machst du? Wo befindest du dich in dieser Szene?

Vielleicht siehst du dich, wie ich damals, neben dem Feind stehen. Mit gesenktem Kopf in Demut und dem Wissen, dass das alles schlimm war und Gott gar nicht gefällt.

Vielleicht hast du Angst und versteckst dich hinter einem der schweren Vorhänge und lugst vorsichtig.

Vielleicht stehst du aber auch einfach da und weißt nicht so genau, wohin du gehen sollst?!

Aber wenn du so dastehst, dann ist es Zeit, die Identität als Kind Gottes anzunehmen und deinen Platz zu wechseln. 

Als Kind Gottes kannst du in diesen Thronsaal reinspazieren und dich ganz ungeniert auf den Schoß von Gott setzen, während der Feind versucht, dir immer wieder zu sagen, dass da aber verschiedene Anklagepunkte gegen dich sind. 

Ich liebe es, dass wir in der Bibel auch zu genau diesem Bild etwas nachlesen können: Hebräer 4,16:

Lasst uns also unerschütterlich an unserem Bekenntnis zu Jesus Christus festhalten, denn in ihm haben wir einen großen Hohenpriester, der vor Gott für uns eintritt. Er, der Sohn Gottes, ist durch den Himmel bis zu Gottes Thron gegangen. Doch er gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt. Er tritt für uns ein, daher dürfen wir voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.

Ein Kind Gottes, ein Prinz oder eine Prinzessin, sitzt auf dem Schoß von Papa Gott und kuschelt gemütlich mit ihm, während der Ankläger völlig nervös diese Liste vorliest. Ein Kind Gottes sitzt da und lässt sich dabei die Hand von Papa Gott halten und hört gelassen zu. Ein Kind Gottes nickt vielleicht sogar an mancher Stelle aber ein Kind Gottes wartet ab, bis Jesus dann aufsteht und den Schuldschein zerreißt, weil diese Schuld eben an diesem Kreuz beglichen wurde. Ein Kind Gottes sitzt da und hört die Stimme des Heiligen Geistes, die sagt: Keine Sorge. Er ist bald fertig und muss den Thronsaal verlassen. Aber du bleibst hier, denn es ist DEIN Zuhause!

Glaube an JESUS, nimm ihn und den heiligen Geist in dein Leben auf und lebe die Identität als Prinz oder Prinzessin – als KIND Gottes: Unbeschwert, vertrauensvoll und gelassen, weil Papa Gott das regelt. 

Römer 8,14-17: Alle, die sich von Gottes Geist regieren lassen, sind Kinder Gottes. Denn der Geist Gottes, den ihr empfangen habt, führt euch nicht in eine neue Sklaverei, in der ihr wieder Angst haben müsstet. Er hat euch vielmehr zu Gottes Söhnen und Töchtern gemacht. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: »Abba, lieber Vater!«  Gottes Geist selbst gibt uns die innere Gewissheit, dass wir Gottes Kinder sind.  Als seine Kinder aber sind wir – gemeinsam mit Christus – auch seine Erben. Und leiden wir jetzt mit Christus, werden wir einmal auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen.

Hier kommt die zweite Facette des Kindes Gottes: Die Königing und der König

Als Kinder Gottes sind wir auch seine ERBEN und werden die Herrlichkeit mit Christus teilen.

Das Kind steckt in uns, aber auch die Identität als erwachsene Töchter und Söhne des Königs.

Mein Kind ist meine Tochter. Und sie ist jetzt ein KIND aber sie wird immer meine TOCHTER bleiben. Wenn sie groß ist, wird sie erwachsen sein, aber sie wird immer noch meine Tochter sein. Sie wird Eigenverantwortung haben, Dinge gelernt haben, die es ihr ermöglichen dieses Leben selbstständig zu leben. Wir als Eltern werden immer für sie da sein. Sie wird immer zu uns kommen können, aber ich wünsche mir, dass wir sie jetzt mit unserer Liebe und unserem Wissen und unserem Glauben auf dieses Leben hier bestmöglich vorbereiten, damit sie selbst weiß, was zu tun ist.

Johannes 14,12: 

Ich sage euch die Wahrheit: Wer an mich glaubt, wird die gleichen Taten vollbringen wie ich – ja sogar noch größere; denn ich gehe zum Vater. Worum ihr dann in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun, damit durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters sichtbar wird. (Die Bibel, Johannes 14,12-13)

Was bedeutet das für dich und mich?

Durch den GLAUBEN an Jesus können wir den Heiligen Geist empfangen, der uns wiederum Gaben, Geschenke mitbringt, die wir einsetzen können. Sie sind wie ein Schwert, wie ein Schild, wie ein Helm, wie eine bequeme und doch wirksame Kampfausrüstung. 

Es braucht Zeiten, wo wir als Kinder zu unserem himmlischen Königs-Papa gehen und ihn um Dinge bitten, seinen Rat einholen und wo ER eingreifen soll und muss. Wo wir ihm sagen, wo es ihn und seine Heerscharen braucht. Und manchmal ist es dran, dass wir als Kinder mit Vollmacht und einem Siegelring den Namen Jesu bzw. Gottes verwenden und in dem Rahmen, den uns Gott gibt, aufstehen und wirken und selbst Teil dieser himmlischen Heerscharen werden.

Wenn alle Kinder Gottes nur noch auf dem Schoß sitzen und nicht wissen, was sie in seinem Namen regeln können, wo sie im geistlichen eine Autorität haben, dann kommt die Frage auf, was wir eigentlich auf der Welt sollen und die typische Frage nach der Berufung wird gestellt.

In Markus 13,35 beschreibt Jesus es so, dass ein Hausherr seinen Knechten Vollmacht und Verantwortung gegeben hat, bis er wieder kommt. Er mahnt, dass man wachsam sein soll und nicht schläft, wenn der Hausherr zurück kommt.

Wir sind Kinder, wir sind auch diese Knechte und wir haben eine Verantwortung und Vollmacht bekommen, die wir MIT und DURCH Gottes Geist ausüben sollen. 

Das ist ein wichtiger Punkt: Als Söhne und Töchter Gottes in seinem AUFTRAG und MIT seinem Geist zu handeln und nicht eigenständig aus selbstsüchtigen Zwecken heraus. 

Es ist wichtig zu verstehen: Du kannst aus eigener Kraft nichts tun, aber Gott kann und möchte dich gebrauchen und dir die Kraft schenken, die du benötigst um das auszuführen, worum er dich als Vater bittet. 

Johannes 5,19: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn.

Wir können nichts OHNE Gott tun und es ist so wichtig, diese Zeiten zu haben, wo wir auf seinem Schoß sitzen und seinen Herzschlag hören und spüren. Damit wir in manchen Situationen als seine Kinder wissen, was ER sagen und tun würde und damit wir diesen Namen JESUS anwenden und durch und mit Gottes Geist handeln.

Wenn du den Vater kennst und viel Zeit mit ihm verbringst, wenn du ihn durch das Lesen der Bibel immer besser kennen lernst, wenn du mit ihm redest, dich ihm anvertraust, dann wirst du auch seine Stimme immer mehr kennen lernen und unterscheiden lernen. Und wenn du das kannst, dann wirst du auch immer wieder hören, in welchen Bereichen er DICH gebrauchen möchte und durch dich handeln und wirken möchte. Dann braucht es manchmal nicht mehr das ständige Nachfragen, ob du etwas tun oder nicht tun sollst, sondern dann ist es dran zu handeln in seinem Namen.

Es ist mein Gebet und mein tiefster Wunsch dahin zu kommen: An diesen Punkt wo ich, WEIL ich ein Kind Gottes bin, das eine so enge und tiefe Verbindung mit Papa Gott hat, weiß, dass ich die Würde und Autorität einer Königin habe und diese einsetzen kann.

Wir sind Prinzen und Prinzessinnen und wir sind gleichzeitig Könige und Königinnen. Wir haben diesen Zugang zum Vater auf dem Thron, weil er diesen Bund mit uns eingegangen ist, weil er uns diesen Zugang ermöglicht hat.

Nutze diesen Zugang ohne Furcht. Geh ein und aus im Thronsaal und lass dich durch den Feind und seine Anklagen nicht einschüchtern. Geh an ihm vorbei, nimm Platz auf Papas Schoß und gehe, wohin er dich sendet. Mach den Mund auf, wenn du merkst, dass du für Wunder beten sollst. Sei dir bewusst, dass der Heilige Geist in und durch dich wirken möchte und dass du mit Gottes Berechtigung Dinge im Namen Jesu in der geistlichen Welt bewirken kannst und wirst.

Als Kinder haben wir diesen Zugang und wir dürfen ihn selbstbewusst nutzen, damit wir ihm ähnlicher werden, furchtlos leben und unser Umfeld positiv verändern, in dem wir das tun, was wir den Vater tun sehen.

Der perfekte Song zu diesem Thema ist „Champion“ von Bethel. HIER kannst du ihn anschauen/anhören

(Dieser Post ist mein Teil einer Predigt vom 21.03.2021). Du findest den Link zur Predigt HIER

Himmel und Erde

Himmel und Erde

Mama, wann sterben wir endlich?“ fragte mich meine Tochter in den letzten Wochen und Monaten immer wieder. Und immer wieder muss ich schlucken…es ist gar nicht so leicht, einer 4-Jährigen auf der einen Seite hoffnungsvoll und positiv vom Himmel zu erzählen, an den man glaubt und der wundervoll sein soll und gleichzeitig klar zu machen, dass man, obwohl da alles soooo viel besser sein soll, eigentlich gar nicht daran denken möchte, dass einer von unserer Familie bald sterben könnte….

Tatsächlich stellte sie diese Frage nicht aus Angst, sondern weil sie sich mit ihrer kindlich unbeschwerten Art einfach vorstellt, dass da alles schön ist bei Jesus. Sie hat das, was wir ja hoffen und glauben einfach für sich aufgenommen und hält nun daran fest. Und dann kommt diese Frage und ich bin peinlich berührt und weiß nicht, was ich sagen soll…“ähm…Ja…im Himmel IST alles schöner, aber ich bin froh dass ich dich habe und wäre auch froh, wenn du noch ein bisschen bei mir bleiben würdest!“ war mein erstes Antwortgestotter. Bis ich mich selbst mehr mit diesem Thema „Himmel“ und „Sterben“ beschäftigte.

In der aktuellen Situation ist es leicht, in den Gedankenstrudel reinzukommen und diese Sehnsucht nach der „besseren Welt“ zu bekommen. Davor versuche ich mich seit Jahren zu bewahren, denn ich weiß aus der Vergangenheit, wie stark diese Sehnsucht werden kann. Zu stark. Man kann wegdriften von Zuversicht, Perspektive und vor allem Lebenssinn und dann….ist es zu spät und es kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Was kann man tun?

Man kann die Frage und das Thema komplett verdrängen. Aber hilfreich ist es nicht. Ich habe einen anderen Weg gefunden:

Ich beschäftigte mich mit dem Thema, ging mit Gott ins Gespräch und stellte die Frage anders: Die Frage lautete nicht „Wann sterbe ich (endlich)?“ sondern „Warum bin ich (noch) hier?“ Und diese Frage möchte ich mir jetzt, wo der Corona-Koller langsam immer stärker wird (ja, nach 10 Monaten wird es sogar mir langsam zu einsam😊) bewusster stellen.

Nicht mit einem negativen und depressivem Klang, sondern mit dem Blick nach oben: „Herr, warum bin ich (noch) hier?“ Wenn ich noch hier bin, dann aus einem bestimmten Grund. Auch wenn derzeit alles eingeengt und perspektivlos erscheint. Auch wenn ich vielleicht nicht mehr so aktiv sein kann wie vorher und kaum noch Leute treffe – ich lebe und das ist gut so!

Genau das versuche ich meiner Tochter zu antworten und wenn ich die folgenden Sätze ausspreche höre ich, wie Gott MIR genauso antwortet: „Ich freue mich auch auf den Himmel. Aber DU bist ein Geschenk. Als du geboren wurdest, hab ich mich so sehr gefreut! Du bist gewollt und nicht ohne Grund hier. Gott hat noch was vor mit dir und solange er dich nicht zu sich holt, hat es einen Grund! Also freu dich über die Zeit hier, denn die Ewigkeit ist noch laaaaange. HIER bist du für uns ein Segen und für viele andere. Frag Gott doch einfach, womit er dich hier noch beschenken möchte und was er mit dir vor hat!“

Mir haben diese Konversationen mit meiner Tochter sehr geholfen. Ich möchte selbst wieder öfter und noch mehr nachfragen, was MEIN Grund ist, warum ich hier bin. Was hat Gott mit mir vor? Was darf / kann / soll ich noch erleben, tun, lernen?

Auch jetzt, wo wir in unserem Landkreis seit Wochen Zuhause sitzen und wenige direkte Kontakte haben wird es einen Grund geben, warum ich hier bin.

Ich habe die letzten Monate genutzt um bei mir selbst in die Tiefe zu gehen, mein Herz zu durchforsten und zu schauen, wie es darin aussieht und ich habe viel Zeit im Gebet und vor allem beim Zuhören verbracht. So konnte ich in den letzten Wochen mehreren Frauen Eindrücke und Bilder weitergeben, die ich von Gott für sie aufs Herz bekommen habe. Ich habe gesagt bekommen, dass es viel bewirkt hat und sie dadurch sehr berührt wurden.

Ich merke, dass es gut und wichtig war, dass ich die letzten Monate viel Zeit damit verbracht habe, meine Sinne für das Reden Gottes zu sensibilisieren und meine Beziehung zu diesem Gott zu vertiefen. So kann ich auch jetzt ein Segen sein und etwas bewirken, in dem ich prophetische Worte und Ermutigungen per Sprachnachrichten versende.

Du bist noch hier! Und das ist gut so! Gott kann und möchte dir auch jetzt begegnen und du kannst auch jetzt ein Segen für diese Welt sein. Wie? Finde es heraus, frage deinen Schöpfer, der dich bewusst und mit Vision geschaffen hat und der genau wusste, dass diese Zeit jetzt kommen wird. Du bist hier! Du lebst! Du machst Sinn! Nutze es!

Schwanger mit Visionen

Schwanger mit Visionen

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Kennst du das?

Du hast einen Traum, eine Idee oder bist begeistert von einem neuen Abenteuer.

Es ist noch nicht ganz ausgereift, aber du ahnst schon Umrisse des fertigen Bildes. Da wächst eine Vision in dir und du kannst es kaum abwarten, diese Vision Realität werden zu sehen.

Ein kleiner Same der Hoffnung und des Traums wächst in deinen Gedanken. Er ist noch nicht sehr groß, aber du teilst ihn voller Vorfreude mit anderen. Weiterlesen „Schwanger mit Visionen“