Schlagwort: Glaube

Identität als (Nicht-)Mutter

Ich habe gerade auf dem Herzen, diese Message mit euch zu teilen.
Ich habe schon mal darüber geschrieben, aber irgendwie drängt es mich gerade, noch einmal dieses Thema zu teilen.
Vielleicht ist jemand da, der es heute hören soll.
Ich hielt diese Predigt am Mutter-Tag. Ein Tag, an dem die Mamas, die Mama sind, geehrt werden für alles, was sie tun und sind. Es ist aber auch der Tag, der für die, die keine Mutter sind, obwohl sie es gerne wären, schmerzhaft sein kann.

Als wir am Muttertag einmal alle Mamas in der Kirche ehren wollten, wurde ich von einer jungen Frau angesprochen. Sie hatte einen unerfüllten Kinderwunsch und erwähnte, dass sie es wichtig fänd, am Muttertag vor allem an die zu denken, die nicht Mutter sind. Das fand ich schwierig – obwohl ich selbst auch diese Frauen im Blick habe und weiß, wie sich das anfühlt und wie schmerzhaft es an diesem Tag ist: Bedeutet es, dass man dann die, die Mutter sind und sich aufopfern und die sich über ein Danke freuen rausnehmen soll? Darf man Muttertag nicht mehr feiern aus Rücksicht der anderen gegenüber? Sollten sich Mütter gar schlecht fühlen müssen, weil es unter uns auch welche gibt, die trauern?
Mich hat das sehr beschäftigt.
Ich versuche immer das Große Bild zu sehen- Menschen wahrzunehmen und zu ermutigen, die sonst übersehen werden. Aber ich bin kein Fan davon, aus Rücksicht dann niemanden mehr zu ehren oder zu danken. Denn es ist die Wahrheit: Es wird IMMER jemanden geben, der sich nicht wahrgenommen fühlt. Irgendwer ist immer ausgeschlossen. Irgendjemand wird immer verletzt sein. Das ist bei allem so. Auch wenn ich das nicht möchte – ich kann es nicht verhindern.
Und weil es mich so beschäftigt hat, habe ich darüber nachgedacht und mit Gott gerungen. Was steckt dahinter? Was steckt hinter dem Gefühl, nicht gesehen zu werden und sich verletzt zu fühlen, wenn man „Mamas“ ehrt? Was ist mit denen, die gerne Mama wären und es nicht sind? Gibt es da mehr im Leben?
Ich habe in mich hineingeschaut. In meine Gefühle und Verletzungen bei diesem Thema, als ich lange einen unerfüllten Kinderwunsch hatte, bis Gott aus heiterem Himmel ein Wunder tat. Heraus kam diese Predigt.

Vielleicht spricht es dich ja an. Wenn nicht – lass es einfach stehen:)

MUTTER-TAG PREDIGT

Von Schafen, Hirten und Schäferhunden

Von Schafen, Hirten und Schäferhunden

Als ich Kind war, war eine meiner Lieblingsgeschichten aus der Bibel „das verlorene Schaf“. Ich hatte ein süßes Kinderbuch, in dem diese Geschichte nicht nur wunderschön erzählt – sondern auch mit sehr niedlichen Bildern illustriert wurde. Ich liebte dieses Bild: Ich bin das kleine Schäfchen. Eins von einer großen Herde und da ist dieser Jesus, der mich so sehr liebt, dass er für mich alles stehen und liegen lässt und nach mir sucht…

Als Erwachsene mochte ich diese Geschichte weniger. Ich hatte plötzlich ein Problem damit, dass wegen mir 99 Schafe allein gelassen werden. Wer kümmerte sich denn um die, wenn Jesus nach mir sucht?
Als ich Pastorin wurde, machte mich dieses Gleichnis sogar wütend. Noch im ersten Jahr meiner neuen „Verantwortung“ schrieb ich das Gleichnis vom „Verlorenen Hirten“. Denn plötzlich befand ich mich in einer Berufung als Pastorin und „Pastor“ bedeutet Hirte. Ich versuchte alles, um die „Herde“ – die Kirche gut zu ernähren, wollte für jeden und alle da sein und sah mich in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass niemand die Herde verlässt. „Pass bei der Person auf, die fühlt sich schnell angegriffen“ oder „XY hat an mich herangetragen, dass ihr sie am Sonntag nicht mal begrüßt habt und einfach an ihr vorbei gelaufen seid.“ waren Sätze, die ich fast wöchentlich hörte. Immer wieder spürte ich Druck und Sorge um jedes Schäfchen der Gemeinde und ich fühlte mich vollkommen überfordert.

Vor zwei Jahren nahm ich mir eine Auszeit, um selbst wieder einfach ein „Schaf“ sein zu können. Ich sehnte mich nach den grünen Wiesen, nach frischem und klaren Wasser. Ich brauchte Leitung und Führung und vor allem Versorgung meiner Wunden, die im Kampf mit „dem Wolf“ immer wieder aufgerissen waren.
Vor einer Woche befand ich mich, zurück aus der Auszeit und wieder voll im Kirchenleben als „Co-Pastorin“ aktiv, auf einer Pastoren-Freizeit und wieder begegnete mir das Bild der Schafsherde und des Hirten. In der anschließenden Kleingruppen-Zeit tauschten wir uns über dieses Bild aus. Es ging darum, wieder nah am Hirten zu sein, darum, dass die Kirche nicht UNSERE Kirche, sondern die Kirche Jesu ist und ich befand mich in einem Dilemma. War ich nun ein Schaf oder ein Hirte? Wenn Jesus der Hirte ist und nicht ich – wie kann ich dann eine Kirche in der Lehre leiten, wenn ich gleichzeitig ein Schaf mitten in der Herde bin? -Hatte ich nun eine Verantwortung oder gar keine? Für mich passte das Bild nicht zusammen.

Aber dann…kam der Gedanke einer anderen Pastorin, dass sie sich wünscht, Jesus, den Hirten, genauso fröhlich begrüßen zu wollen, wir ihr Hund sie begrüßt, wenn sie nachhause käme und plötzlich „höre“ ich Jesus und mir wird eine große Last abgenommen. Denn mein Bild wird neu aufgestellt: Plötzlich ist in meinem Bild nicht nur die Schafherde und nicht nur der Hirte. Ich sehe zwei Schäferhunde. Sie sind fröhlich, sie rennen über die Wiese und sie treiben die Schafe zusammen. Immer wieder rennen sie zum Hirten, warten auf sein Pfeifen und rennen wieder zu den Schafen. Dann sehe ich plötzlich, wie der Hund am Abend an den Füßen des Hirten sitzt. Bei einem Kaminfeuer und seinen Rücken kraulen lässt….
Ich bin nicht der Hirte. Das ist Jesus. JESUS ist derjenige, der hinter jedem einzelnen Schaf her rennt. Er ist der, der weiß, wo die Weiden sind und der weiß, was jedes Schaf benötigt.
Ich bin der Schäferhund. Ich brauche die Nähe des Hirten. Er steht über mir. ER gibt die Kommandos. Er versorgt mich und krault mich. Ich höre, wie die Schafe, seine Stimme und führe das aus, was er sagt. Ich kenne meine Aufgabe und helfe ihm, die Herde beisammen zu halten und ich habe eine gewisse Aufgabe und in dieser Aufgabe auch Autorität – aber es ist nicht MEINE Herde.
Dieses Bild war plötzlich so entlastend für mich. Es ist gut zu wissen, dass wir nicht alleine sind. Die Last und die Verantwortung ist zu groß – darum ist es nicht meine Last und nicht meine Verantwortung sondern die von Gott. Es ist meine Verantwortung, nah an ihm zu bleiben, seine Stimme zu hören und das zu tun, was ER möchte. Mit dem Bewusstsein, dass ich nur mit ihm und durch ihn, mir von ihm zugewiesene Dinge tun kann und darf.

Lukas 15,4-9
Johannes 10,27

Ihr Kinderlein kommet…

Ihr Kinderlein kommet…

Wenn ich an Weihnachten in meiner Kindheit denke, erinnere ich mich daran, wie ich mit meinen Geschwistern im Zimmer meines Bruders saß und Fernsehen schaute, während im Wohnzimmer meine Eltern dem „Christkind“ halfen, die Geschenke zu richten. Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte dann ein Glöckchen und meine Eltern standen an der Wohnzimmertür und sangen „Ihr Kinderlein kommet“. Aufgeregt rannten wir zum Baum und wurden dann erstmal wieder zur Ruhe gerufen. Erst noch die Geschichte hören. Erst noch ein Flötenlied oder ein Gedicht. Erst noch kurz Besinnlich werden…und dann ging die Geschenkpapierschlacht los….
Vor einigen Tagen hörte ich den Song „Something about Christmas time“ von Bryan Adams und meine Ohren wurden hellhörig bei der Zeile „To see the joy in the children’s eyes“ („Wenn man die Freude in den Kinderaugen sieht“) und ich musste genau an die oben beschriebene Szenerie denken.
Und ich dachte an meine Tochter und über das Strahlen in ihrem Gesicht, wenn sie nur von Weihnachten redet…und ich wurde stutzig.
Ich fragte mich, warum ich nicht mehr so ein Leuchten in den Augen habe an Weihnachten. Warum strahle ich nicht? Warum verschwindet diese Freude und diese Vorfreude, wenn man weiß, wer hinter dem Christkind steckt und wenn man alles hat, was man so braucht? Wenn man sich die Welt anschaut und denkt: „Da ist so viel Not und ich hab eine Wunschliste mit Dingen, die niemand braucht.“? Und ich fragte mich, ob meine Freude über Weihnachten vielleicht an falsche Umstände geknüpft war….

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Whatever is noble….

Whatever is noble….

„Orientiert euch an dem, was wahrhaftig, vorbildlich und gerecht, was redlich und liebenswert ist und einen guten Ruf hat. Beschäftigt euch mit den Dingen, die auch bei euren Mitmenschen als Tugend gelten und Lob verdienen.“

Dieser Ratschlag hat mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Aufgrund einer starken Erkältung und Nebenhölenentzundung, war ich in den letzten Wochen Zuhause im Bett. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich die gesamte Zeit damit verbracht habe zu schlafen und geistlich wertvolle Literatur in mich aufzusaugen. Aber ich bin ehrlich: Die Zeit war aufgeteilt zwischen einem tatsächlich geistlich wertvollem Buch, Spotify Playlisten, TV Serien, Schlafen und….Instagram. Die Mischung von all dem hat mich dazu gebracht, etwas zu bemerken und für mich zu reflektieren:

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In der Zwischenwelt

In der Zwischenwelt

Würde mich in diesem Moment jemand fragen, wie es mir geht, könnte ich keine Antwort geben. Ich befinde mich in einer Zwischenwelt. Vielleicht kennst du das auch: Meine Gefühle sagen, dass ich mich miserabel fühle, weil mich eine bestimmte Konversation heute innerlich komplett aufgewühlt hat. Mein Kopf sagt, dass ich mich nicht von diesen ersten Gefühlen leiten lassen sollte – also wird das Hirn angeschaltet und läuft seit Stunden auf hochtouren um die Gefühle zu ordnen und das Gesagte zu selektieren. Was davon wurde gesagt, was davon (falsch) verstanden?
Was von dem, was in meinem Gedächtnis geblieben ist, ist die Wahrheit und was davon ist einfach eine Lüge?

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„Eigenlob“ – riecht gut!

„Eigenlob“ – riecht gut!

Vor Kurzem hatte ich eine Diskussion zum Thema „Selbstlob“.
Ein heikles Thema, das mich seit längerem begleitet.
Ein Thema, bei dem sich in meinem Leben einiges tut.

Vor ein paar Jahren noch diskutierte ich regelmäßig mit meinem Mann über verschiedene Menschen im TV, die Sprüche machten wie „Das hab ich gut gemacht!“ oder „Das kann ich besser!“ Ok – ich gebe zu, meistens handelte es sich dabei um Fernsehköche (So hab ich mir Kochen beigebracht – also bitte nicht verurteilen:-)). Während mein Mann sie cool fand und sie feierte, konnte ich mit ihnen gar nichts anfangen, bezeichnete sie als „arrogant“ und „selbstverliebt“.

Ich erinnere mich an eine Konferenz, auf der eine Pastorin auf die Bühne kam, die ich bisher einfach nicht leiden konnte. Ich konnte und wollte ihr nicht länger als 10 Minuten zuhören. Es ging einfach nicht. Ich hatte eine tiefe Abneigung gegen sie. Sie war mir zu „tussig“, „zu weiblich“, „zu arrogant“ und was weiß ich noch, was ich so alles an Vokabular fand um gegen sie zu verwenden. Doch auf dieser Konferenz hatte ich keine große Möglichkeit mehr, rechtzeitig aus der Halle zu kommen. Ich saß ziemlich in der Mitte einer langen Reihe und das auch noch recht weit vorne. Also ließ ich es über mir ergehen.
Nach 15 Minuten beschloss ich, zuzuhören.
Nach 20 Minuten musste ich wegen ihres Humors lachen.
Nach 30 Minuten wollte ich mehr hören.
Nach 40 Minuten stand ich auf und applaudierte, als sie die Bühne verließ.
Nach 45 Minuten erkannte ich: Die Frau ist total cool. Und lustig. Und hey, die sagt echt gute und tiefgründige Dinge. Und ich begann zu reflektieren und nachzudenken.
Willst du wissen, was ich mir eingestehen musste? Ich wäre gerne so selbstbewusst wie sie. Aber weil ich unterbewusst merkte, dass ich es nicht bin, war es leichter, eine Abneigung aufzubauen als zu reflektieren und zu erkennen, dass ich nur neidisch bin.
Sie schien sich keine Gedanken zu machen, ob nun jemand über ihre Witze lacht oder nicht. Ob jemand sie tussig fand oder nicht. Sie war sie selbst. Sie war authentisch. Und ich….war zu sehr damit beschäftig zu überlegen, wie ich am wenigsten auffalle, wie ich anderen am besten gefalle und wie ich am wenigsten verurteilt werde und dazu passe.

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GEH-WEG(!)

GEH-WEG(!)

In den letzten Wochen hatte ich mehrere Situationen der selben Art, die mich jedes Mal zum Schmunzeln brachten:

Menschen liefen auf der Straße.
Ich rede jetzt nicht von dem Demonstrationen, die man immer wieder in den Nachrichten sieht. Ich rede von der Tatsache, dass mir mehrfach Menschen begegnet sind, die es vorziehen mitten auf der Straße zu laufen, anstatt den GEHweg zu benutzen.
In der ersten Situationen fuhren wir als Familie gerade mit dem Auto los und amüsierten uns darüber, dass eine ältere Frau mit ihrem Rollator einfach mitten auf der Straße geradeaus lief, anstatt drei Meter weiter rechts zu laufen. In der zweiten Situation stand ein Pärchen mitten auf der Straße und unterhielt sich stehend – der Gehweg frei und leer.

Und gerade gestern erst konnte ich nur meinen Kopf schütteln: Die Straße glatt und noch mit etwas Schnee bedeckt, der Gehweg freigeräumt und bestreut und doch fühlten sich zwei Personen offensichtlich wohler dabei, genau in der Mitte der Straße zu laufen und mit ihren kleinen Trippelschritten auf der glatten Fahrbahn die Autos zum (noch) langsameren Fahren zu zwingen.

Der erste Gedanke „Wie blöd sind manche Leute?!“ wurde schnell zur Seite geschoben, als ein anderer Gedanke Platz einnahm: „Ja, so ist das mit euch Menschen!“
Ich wurde stutzig und schaut kurz um mich – Nein, ICH lief auf dem Gehweg. ICH stand nicht mitten auf der Straße und ICH hielt keine Autos auf. „ICH bin auf dem GUTEN Weg“ antwortete ich meinen Gedanken halblaut, merkte aber, dass ich nicht das letzte Wort in dieser Diskussion hatte. Schlagartig verstand ich, was diese „innere Stimme“ mir sagen wollte:

Der Gehweg ist dazu da, um Fußgängern das Gehen in einem sicheren Rahmen zu ermöglichen. Autos fahren auf der Straße und sollten das ungehindert tun, Fußgänger können dafür in ihrem Tempo gehen und befinden sich im optimal Fall dadurch nicht in Gefahr. Daher wird der Gehweg auch bei Schnee schnellstmöglich freigeräumt: Niemand soll in Gefahr kommen und stürzen. Wenn ein Hausbesitzer nicht dafür sorgt, dass der Gehweg bei Schnee und Glätte freigeräumt ist, kann er mit satten Geldstrafen rechnen.

In unserem Leben haben wir auch immer wieder die Wahl, auf dem Gehweg oder auf der Straße zu gehen. Gott gibt uns immer wieder die Wahl, ob wir mitten auf der Straße laufen möchten (kann man machen – MUSS man natürlich nicht) oder ob wir den Gehweg nutzen wollen. Der Gehweg – der Weg, der uns Sicherheit bietet, der bei Glätte geräumt wird und der uns dazu dienen soll sicher voran zukommen ist der Weg mit Jesus. ER hat sogar selbst gesagt, dass er „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist (Johannes 14,6). Es gibt Begrenzungen und Regeln, die auf diesem Weg gelten. Und obwohl manche sich gegen „Gebote“ und „Ratschläge“ der Bibel aufregen, sie als altmodisch oder gar „irrelevant“ bezeichnen, sind sie genau wie Regeln im Straßenverkehr zu unserem Schutz da. Ich KANN die Straße einfach überqueren ohne zu schauen, ich KANN einfach den Gehweg entlang rennen und dabei jede Ausfahrt ignorieren, ich KANN den Gehweg mit Hindernissen vollstellen – aber es ist nicht unbedingt sicher. Genau so kann ich mitten auf der Straße laufen, den Gehweg ignorieren und die entsprechenden, sinnvollen „Richtlinien“ um diesen Gehweg zu nutzen – aber es ist nicht sinnvoll.

Viele Menschen ziehen es vor, mitten auf der Straße zu gehen, sich den Gefahren auszusetzen und andere dabei ebenso in Gefahr zu bringen oder sogar zu nerven (das Hupkonzert der Autos kann man sich wohl vorstellen).

Was tun wir? Was tust DU?

Wo gehen wir?

Und wenn wir jemanden mitten auf der Straße gehen sehen – wie reagieren wir?
Schütteln wir, wie ich, den Kopf und schmunzeln über die „Blödheit“ der Menschen? Helfen wir ihnen, den Gehweg wahrzunehmen? Entscheiden wir uns vielleicht, selbst doch lieber auf der Straße zu laufen?


Im Nachhinein weiß ich: Ich werde das nächste Mal (in der Realität und auch im übertragenen Sinne) hingehen und freundlich darauf aufmerksam machen, dass es sicherer ist, den Gehweg zu benutzen. Ob die Person den Hinweis annehmen möchte, den GEHWEG zu benutzen oder ob sie dann mit einem „GEH WEG!“ reagiert, ist dann ihr überlassen.

Drachenflug

Drachenflug

Ich will frei wie ein Drachen sein.

Nicht frei wie ein Vogel, der zwar in Freiheit lebt, aber sich immer wieder in seinem Nest versteckt und schreckhaft davon fliegt.

Ich will frei wie ein Drachen sein.

Bunt und facettenreich, hoch steigend und wiegend im Wind.

Ich will mit dem Wind tanzen, ihn nutzen und auskosten,

ich will neue Perspektiven gewinnen und das Leben, wie den perfekten Tag für einen Drachen leben:

Das Licht der Sonne auffangen und dabei in den schönsten Farben leuchten,

den Wind schätzen, der mich erst zum Fliegen bringt und die Weite genießen.

Ich will frei wie ein Drachen sein.

Nicht frei wie der Wind, der weht wo und wann er will und der dabei, je nach Stärke, auch Zerstörung bringen kann.

Ich will frei wie ein Drachen sein.

Frei und doch gebunden. Festgehalten und im Blick dessen, der mich lenkt.

Er lässt mich höher steigen und den Flug genießen und freut sich an mir.

Er steuert mich mit Blick auf den Wind.

Er rennt mit mir, lachend und sich freuend.

Ich will gebunden wie ein Drachen sein.

Verbunden mit dem, der weiß, wann ich höher steigen kann und wann es Zeit ist, die Leine kürzer zu halten.

Gehalten von dem, der den Wind kennt und mich vor ihm schützt, wenn er für mich nicht aushaltbar wäre.

Herausgefordert von dem, der den Wind aber auch nutzt um mir das Fliegen in den höchsten Höhen beizubringen. Nicht um losgelöst fliegen zu können, sondern um das Zusammenspiel zwischen mir und ihm zu festigen.

Er weiß, was er mir zutrauen kann, welche Höhen und Windstärken mich tanzen lassen anstatt mich zu zerstören.

Und ich weiß, dass er mich nicht loslässt.

Ich vertraue, dass er mich hält – auch wenn er dem Wind trotzt.

Ich will frei wie ein Drachen sein – gehalten und verbunden

Bis ich tatsächlich fliege in die allerhöchste Höhe.

Bis ein Teil von mir mit dem Wind verweht und die Schnur und der Lenker immer noch in der Hand des Mannes liegen, der mich dann mit Nachhause nimmt.

SelbstLIEBE oder „Date mit Gott“

SelbstLIEBE oder „Date mit Gott“

„Ich liebe mich. Denn ich bin immer für mich da. Ich liebe mich. Ich frage mich und sage ja. Ich liebe mich. Ich liebe mich….“ Das war mal ein Song in meiner Teenagerzeit, der immer wieder auf VIVA lief:) Passend zum heutigen Thema: Selbstliebe.

Beim letzten Post ging es um das Thema „Self-Care“ – also Selbst-Fürsorge.

Ich habe in einem Satz etwas provoziert und gesagt, dass es wichtig ist, sich selbst zu LIEBEN. Warum das provozierend ist?

Ich habe schon öfter Diskussionen über diesen Begriff geführt und gemerkt, dass es bei manchen Menschen gar aufstößt, wenn man von „SelbstLIEBE“ redet. Warum ist das so? Darf man so nicht denken?
Ich könnte mir vorstellen, dass es dafür viele Gründe gibt, die aber (und das ist meine Hypothese), mit einem selbst und dem Selbstbild zu tun haben. Schon bei der Frage „Was MAGST du an dir?“ kommen ja viele Menschen (mich eingeschlossen) ins Stottern und grübeln und es dauert lange, bis wenigstens mal EIN Punkt genannt werden kann.
Aber wurdest mal gefragt, was du an dir nicht magst? Na? Wie lange hat es gedauert, bis die Antworten raussprudelten? 2 Sekunden? 3 Sekunden?

Es fällt uns leicht darüber nachzudenken und zu reden, was uns daran hindert uns selbst als liebenswert zu erachten.

Uh. Tief!

Die Frage ist: Was ist LIEBE? Wie definieren wir sie?

Und ich provoziere jetzt nochmal und es ist nur eine These, aber: Ich behaupte, viele denken bei Selbst-Liebe an Selbst-Befriedigung. Und das meine ich hier nicht (nur) im Körperlichen Sinn. Sondern damit: Wir sehen oft im Partner (bewusst oder unbewusst) jemanden, der dazu da ist unsere Sehnsüchte und Bedürfnisse zu stillen. Wir suchen nach Menschen, die uns annehmen, Geborgenheit geben, ermutigen, wertschätzen und bedingungslos annehmen – mit allen Ecken und Kanten. Wir suchen also Menschen, die uns immer wieder das Gefühl von innerem Frieden geben, oder eben: Uns befriedigen. Denn: Meist geht das einfach mit einem kurzfristigen Gefühl von Frieden einher. Wie schnell finden wir uns wieder in einer Unruhe, in Zweifeln, in Sorgen?! Ich behaupte: TIEFEN und LANGFRISTIGEN FRIEDEN kann uns kein Mensch geben. Daher: Befriedigung. Kurzfristig und für diesen kurzen Zeitraum gut.

Wenn ich aber LIEBE anders definiere und damit auch die Selbst-LIEBE einrechne, dann geht es da um mehr als um eine Befriedigung. Es geht um tiefen Frieden. Es geht um Ankommen statt um Umherirren. Es geht um ein langfristiges Zuhause, statt um einen netten Urlaub. Es geht um Ruhe.

Wenn mich jemand fragt, was Liebe ist, kommt mir immer wieder und häufiger die Definition der Liebe aus der Bibel in den Sinn:

„Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab. Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende.“ (Die Bibel. 1. Korinther 13,4-7)

Wie friedlich wäre es, wenn ich so mit mir selbst umgehen würde?! Wenn ich mir gegenüber mehr Geduld zeigen würde und freundlich über mich selbst reden und denken würden? Wenn ich nicht versuche, mich selbst größer, besser und wichtiger darzustellen? Wenn ich nicht selbstsüchtig bin und nur noch an mich denke, sondern einfach so im Reinen mit mir bin, dass ich gerne und großzügig abgebe und teile, weil ich nichts verliere sondern dazugewinne?
Wie könnte mein Leben aussehen, wenn ich mich darüber freuen könnte, dass ich die Wahrheiten über mich begreife und glaube und die Lügen und negativen Dinge, die über mich ausgesprochen wurden, einfach an mir abprallen? Wenn ich der Glaube zu einer tiefen und doch demütigen Überzeugung werden würde, dass ich gewollt, geliebt, angenommen, berufen, befähigt, mehr als genug, genau richtig und einfach wunderbar gemacht bin?

Und wenn das nicht nur bei mir so wäre, sondern bei dir und deinen Freunden und bei jedem? Die Welt könnte eine andere sein.

Ich bin immer mehr dabei, diese andere Welt kennen zu lernen und zwar dann, wenn ich Zeit mit dem habe, der genau dieses Liebe so lebt: Mein Schöpfer. Gott!

Wenn ich ihn bitte, mir seinen Blick für mich zu zeigen, dann spüre ich einen Ansatz von dem, wie es sein kann: Dann spüre ich Geduld, Freundlichkeit und Gnade. Und dann schaffe ich es auch immer wieder und immer besser, diese Liebe für mich selbst zu haben.

Mich selbst zu lieben bedeutet also für mich, regelmäßig, ja sogar (be)ständig mit diesem Gott zusammenzusein, der mir diesen tiefen Frieden durch seine vollkommene Liebe schenkt, indem er mir zeigt, wie er mich sieht. Dass ich mir die Zeit nehme und diese Entscheidung treffe, ist mein persönlicher Akt der Selbstliebe.

Go and love yourself!

Dein Platz

Dein Platz

(Blogbeitrag bei Esthers Töchter)

Es gibt Fragen, die in meinem Leben irgendwie immer wieder auftauchen.

Eine Frage, die ich mir schon vor vielen Jahren einmal stellte ist: „Wo ist mein Platz?“

Diese Frage war meist darauf bezogen, wo ich mich irgendwie positiv einbringen konnte.

Vielleicht kennst du diese Frage auch in genau dieser Art. Vielleicht drückt sie sich aber auch bei dir anders aus. Denn wenn ich mir genauer Gedanken über diese Frage mache, steckt noch etwas Tieferes darin und der tiefe Kern kann sich in verschiedenen Fragen verstecken:

„Was soll ich machen?“
„Was sind meine Talente die ich einbringen kann?“
„Wo werde ich gebraucht?“
„Wo mache ich einen Unterschied?“

Für mich steckte darin aber auch die Frage nach der Individualität und Identität. „Wo ist mein Platz“ könnte auch so ausgedrückt werden: „Wo in diesem Puzzle ist MEINE Lücke, wo ich als fehlendes Puzzlestück hineinpasse?“

Immer wieder stellte ich mir diese Frage, wo ICH, Desi, einen ganz individuellen Beitrag leisten kann um die Welt ein Stückchen besser zu machen.

Aber es steckt, wie gesagt so viel mehr dahinter:
Der Wunsch nach Bedeutsamkeit.
Der Wunsch nach Wertschätzung.
Der Wunsch danach, relevant und erkannt zu werden.
Der Wunsch, einen Sinn zu machen in dieser Welt und zu spüren, warum ich bin.

Ich befinde mich derzeit in meinem Sabbatjahr und verbringe ganz bewusst viel Zeit mit Lesen, Beten, Nachdenken, Schreiben und damit, in der Stille ins Gespräch mit Gott zu gehen und ihm die verschiedensten Fragen zu stellen und – und das ist das, was so oft nicht passiert ist vorher – auf die Antworten zu warten und gegebenenfalls sogar mit ihm zu diskutieren.

Und vor einigen Wochen stellte ich ihm wieder genau diese Frage: „Gott, wo ist nächstes Jahr mein Platz?“ – denn ich würde so langsam gerne wissen, wie es nächstes Jahr bei mir und mit mir weiter geht. Ob ich wieder in den alten „Job“ zurück kehre oder etwas ganz anderes mache. Wie ich mich in der Kirche neu oder wieder einbringen kann…

Ich stellte also diese Frage und ich spürte in mir plötzlich diese Antwort.

Einen Satz, der mir, obwohl er mir bekannt vor kam, ganz neu bewusst wurde und mir Gänsehaut verpasste.

Es war die Antwort, die Gott mir mitten ins Herz gab: „Dein Platz ist…auf meinem Schoß!“

Und ich hatte dieses Bild vor Augen von mir – gar nicht mal als Kind, sondern als 36 Jährige Frau, die auf dem Schoß Gottes sitzt – wie ein verliebter Teenager auf dem Schoß des Freundes.

Und mir wurde neu bewusst: Mein erster Platz, der Platz an dem ich relevant bin, an dem ich mich einbringe, an dem ich genau rein passe und für den ich bestimmt bin ist in erster Linie der Platz, der Gott am nächsten ist: Sein Schoß – meinen Kopf an seine Brust angelehnt und seinen Herzschlag hörend.

Genau das ist es: HIER an diesem Platz möchte ich meine Sorgen und Ängste zu allererst vorbringen.

An diesem Platz möchte ich mich ausweinen (nicht bei 20 Leuten, die damit nicht umgehen können).

An diesem Platz bekomme ich gute Ratschläge, Lob, echte Liebe, echte Wertschätzung und gleichzeitig liebevolle Ermahnung, Weisung und gleichzeitig Verständnis aus erster Hand.

An diesem Platz mache ich einen Unterschied, weil ich hier alles abgebe, was belastet und den Herzschlag dessen spüre, der mich geschaffen hat.

HIER ist mein Platz und DANN lege ich los. Ich setze das, was ich gehört habe um. Ich gehe, befreit von meinen Sorgen, wieder in den Alltag.

Ich bringe mich DANN dort ein, wo ich den Herzschlag Gottes weiterhin spüre und höre, denn DORT weiß ich, was zu tun ist.

„Dein Platz ist auf meinem Schoß!“

So bekannt dieser Satz auf der einen Seite ist, so neu und wahr ist er für mich geworden.

Ich möchte dich ermutigen, mit genau dieser Frage zu Gott zu gehen. Stelle ihm die Frage: WO IST MEIN PLATZ?

Und dann gehe in die Stille, setze dich in Gedanken auf den Schoß Gottes, wenn DIES auch dein Platz ist. Vielleicht ist dein Platz auch zu seinen Füßen, neben ihm, an seiner Hand, stehend an seiner rechten Seite….wo auch immer. Aber nimm dir Zeit, deinen Platz in seinem Thronsaal zu suchen, nimm ihn immer wieder ein und suche Gemeinschaft mit ihm. Denn DAS ist die Bestimmung, die wir in erster Linie haben – Gemeinschaft mit ihm.

Und dann ….klappt es auch mit der Welt😊