Die „gut gemeinten Ratschlägen“ von Merkel, Söder und…Gott

Die „gut gemeinten Ratschlägen“ von Merkel, Söder und…Gott

Seit drei Wochen herrscht das sogenannte „Kontaktverbot“ in Deutschland. Obwohl „herrschen“ würde ich das nicht nennen. Sagen wir: Die Politik wollte Führung übernehmen, das Beste für das Volk und die Menschheit schützen und hat dafür „Regeln“ aufgestellt, die aber für manche Menschen nach bereits wenigen Tagen eher als „gute Ratschläge“ gesehen wurden. Manche hielten sich an gar nichts, andere halten sich bisher an alle Regeln, einige suchen Kompromisse und eigene Lösungen.

Ich gebe zu: Ich bin ein Mensch, der sich gerne an Regeln hält. Ich bin so ein Typ, der sich manchmal sogar „Denkzettel“ für die anderen wünscht, die sich nicht an Regeln, die für alle gelten, halten. Zum Beispiel beim Autofahren. Wenn mich da jemand auf kurz vor dem Ortsausgang mit 100 km/h überholt, wünsche ich mir insgeheime manchmal, dass in der nächsten Kurve ein Blitzer steht. Gemein von mir? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Ich wünsche mir ja nur den Blitzer als Denkzettel und hoffe, dass dieser Denkzettel was bringt, bevor in der nächsten Kurve statt einem Blitzer ein Fahrradfahrer oder ein Fußgänger stehen.

Der Umgang mit dem Kontaktverbot hat mich viel zum Nachdenken gebracht. Wie gesagt, bemühe ich mich immer Regeln einzuhalten – vor allem, wenn sie Sinn machen. Für meinen Mann oder andere freiheitsliebende Menschen scheine ich daher vielleicht zu spießig oder zu penibel. Aber so bin ich eben. Ich bin seit Wochen Zuhause mit meinem Kind und meinem Mann. Ich verabrede mich nicht mit anderen und war in der Zwischenzeit nur zweimal bei Freunden am Haus vorbei gegangen um aus 3 Metern Abstand wenigstens „Frohe Ostern“ und „Alles Gute zum Geburtstag“ wünschen zu können. Auf meinen Spaziergängen sehe ich immer wieder Nachbarn, die mit anderen Nachbarn und deren Kindern gemeinsame Radtouren machen, ältere Freundinnen, die gemeinsam Spazierengehen (aber JA, sie halten 1,5 Meter Abstand) oder ich erlebe, wie sich Familienmitglieder gegenseitig besuchen.  Ich merke, dass viele Menschen eben Kompromisse suchen. „Wir halten ja Abstand“. Die „Regel“ sagt aber ja eigentlich nicht, dass man jeden überall treffen kann und jeden besuchen kann, wenn man Abstand hält. Eigentlich dürfen (laut „Regel“) nicht mehr als zwei Personen außerhalb des gemeinschaftlichen Wohnsitzes zusammen sein (in Bayern ist es etwas anders, aber auch da sollte man alles auf die Wohngemeinschaft beschränken). Nun: Es kann ja jeder Anzeige erstatten. Aber das macht man nicht. Ich auch nicht. Ich bin ja keine Petze.

„Muss jeder für sich selbst entscheiden“, auch wenn es nicht sehr sozial ist, weil es nicht um einen selbst geht, sondern um viel mehr: Es geht darum, dass man ans Medizinische Personal denkt, dass es nicht noch mehr an die Grenzen kommt. Es geht darum, dass man an seinen Nächsten denkt. Darum, dass diese Pandemie nicht die Kontrolle übernimmt und wir hoffentlich bald wieder normal leben können.  Es geht nicht um „Regeln“ sondern die Regeln sind dazu da, um UNS zu dienen. Die Politiker machen das nicht um uns zu ärgern, sondern um das zu tun, wozu wir sie gewählt haben, nämlich dieses Land zu „führen“ und Entscheidungen zum „Wohle des Volkes“ zu treffen. Blöd nur, wenn manche aus dem Volk sich nicht „führen“ lassen wollen und schon gar nicht Regeln folgen wollen, deren tiefere Begründung leider scheinbar nicht so ganz verstanden wird.

Mich erinnert das alles ziemlich stark an Gott.
Warum?
Weil auch er das Beste für uns möchte. Weil auch er leiten möchte. Weil auch er uns Regeln gibt, die UNS zum Schutz dienen sollen. Seine „Regeln“, „Gebote“ oder „Ratschläge“ sind nicht da, um sie einfach nur einzuhalten, sondern sie sind FÜR uns gemacht. Das meinte Jesus, als er sagte „Der Sabbat wurde doch für den Menschen geschaffen und nicht der Mensch für den Sabbat!“ (Markus 2,27).
Aber auch da gibt es viele von uns, die diese Regeln nur als „gutgemeinten Ratschlag“ sehen und nicht merken, wie sich selbst schaden. Es gibt manche, die sich danach richten und den Sinn dahinter auch verstehen. Es gibt einige, die diese Regeln als strenge Gebote befolgen und dabei religiös werden, weil sie das Herz und den Sinn dahinter nicht verstehen. Die sogar andere anschwärzen und wie die Pharisäer sind.
Und es gibt andere, die für sich Kompromisse suchen um irgendwie noch das Gefühl zu haben, immer noch selbst entscheiden zu können und trotzdem eine Entschuldigung haben können, wenn es dann doch mal zur Sprache kommen sollte.

Ich merke, wie ich selbst immer aufgewühlt und verärgert werde, wenn ich sehe, wie andere ihre eigenen Gesetze machen, die Lage nicht ernst nehmen und damit Leiter (sei es Politiker, Teamleiter oder auch Pastoren) und ihre Entscheidungen in unterschiedlichsten Situationen, belächeln. Oder wenn sie Entschuldigungen suchen oder sogar rebellisch handeln. Wie soll jemand eine Gruppe von Menschen, eine Kirche oder sogar ein Land leiten, wenn Entscheidungen belächelt oder nieder argumentiert werden?
Als ich im Gebet Gott fragte, warum mich das so aufregt, zeigte er mir genau das: Ich habe immer wieder darum gebeten zu spüren, was Gott auf dem Herzen liegt. Es ist genau das: Er will das Beste für uns, aber wir lächeln drüber und denken viel zu oft, dass wir Herr der Lage sind und es besser wüssten.

Ich gehe nicht so weit zu sagen, dass ich jedem einen Denkzettel wünsche. Weder was Corona betrifft, noch was ein „am-Ende-sein“ betrifft. Ich gebe zu, manchmal hat mein Gerechtigskeitssinn Alarm geschlagen und hätte am liebsten den Hörer genommen um Anzeige zu erstatteten…“Ich sitze hier brav Zuhause und muss meinem Kind ständig erklären, warum es nicht zu den Freunden gehen kann und andere machen sich ein schönes Leben.“ Aber wenn ich dann wieder Frage, was Gottes Herzschlag ist, dann verfliegt das wieder. Es ist nicht meine Verantwortung. Gott muss es den Menschen selbst klar machen und ER wird entscheiden. Statt einem Denkzettel wünsche ich jedem Gutes und das Beste:

Ich wünsche DIR, dass DU den Sinn findest. Den Sinn und das Herz der „guten Ratschläge“. Ich wünsche dir und mir, dass wir Regeln nicht als Regeln befolgen aus Religiosität oder sogar aus Angst. Sondern sie als Geschenk und Schutz für uns sehen und dass wir erkennen, dass es jemanden gibt, der es gut mit uns meint und uns deshalb einen Rahmen steckt.