Schlagwort: Karfreitag

Freudige Demut

Heute feiert die christliche Welt Ostern. Das Fest der Hoffnung. Das Fest der Auferstehung.
Es gibt meines Wissens keine Bemühungen, dieses Fest ausfallen zu lassen oder die Feiertage zu kürzen. Warum auch? Die Welt liebt es zu feiern! Je nachdem, wo man in Deutschland (oder auch in den anderen Ländern) hinfährt, trifft man immer wieder auf Gründe zu feiern: Das Weinfest – Wir feiern die Weinernte. Das Mandelblütenfest – wir feiern die Blüten am Mandelbaum. Das Mai-Fest – wir feiern die Fruchtbarkeit, der Feuerwehr-Hock – wir feiern…die Feuerwehr. Es gibt Gründe über Gründe, das Leben zu feiern und wenn es keinen Grund gibt, dann wird einer gefunden.
Aber wie ist es mit dem Thema „Mahnen und Erinnern“? Da gibt es dann wieder ein kleines Problem. Einen ruhigen Tag – ein Tag mit „Tanzverbot“? So was mögen wir dann doch lieber nicht. Wer will uns denn verbieten zu feiern, zu tanzen und die ernsten Themen zu vergessen?
Es gibt Vereine in Deutschland, die es sich zum Ziel gemacht haben, den Karfreitag – der meiner Meinung nach gleichwertig zu betrachten ist wie Ostern und Weihnachten – als Ruhetag abzuschaffen. Ostern feiern ja, an Karfreitag erinnern-nein. Warum ist das so?
Ich denke, weil bei beiden Festen nicht tiefer geschaut wird. Denn, sind wir mal ehrlich, die Allgemeinheit feiert Ostern, weil es eben ein FEIER-TAG ist. Der Witz ist aber: Er ist nur dann ein wirklicher Grund zu Freude, wenn ich den Karfreitag und das, was an DEM Tag passiert ist, ebenso in den Blick nehme und begreife!
Denn an Karfreitag geht es mehr als um eine historische Person, die ans Kreuz genagelt wurde (so wie es bei der Passion auf RTL vermittelt wurde). Der Jesus, der damals die Liebe und das Wesen Gottes verkündete, der „verkündigende“ Jesus, wurde zum VERKÜNDETEN. Weil Jesus wahrer Mensch UND wahrer Gott war, starb er am Kreuz und hatte die Macht, am dritten Tag wieder in diese Welt zurück zu kehren und deutlich zu machen: ER IST GOTT und ER tat alles, damit wir als Menschen, eine Hoffnung auf die Ewigkeit bei ihm haben. Das Problem ist: Für viele ist und bleibt Jesus eine historische Figur, die „vielleicht“ gelebt hat und eben gestorben ist. So, wie viele andere historische Figuren auch und so, wie JEDER Mensch einmal: Er ist gestorben. Das ist die Sichtweise und der Grund, warum der Karfreitag von einigen Menschen nicht mehr bedacht werden möchte. Es gibt keinen Bezug für sie. Es hat nichts mit ihnen zu tun. Interessanter Weise wird aber Ostern gefeiert – der Tag, an dem es eben nicht um einen historischen Menschen geht, sondern um GOTT selbst, der von den Toten auferstanden ist. Wie geht das zusammen?
Ostern ohne Karfreitag macht keinen Sinn!
Betrachten wir mal aus theologischer Sicht den Tod Jesu. Kurzgefasst war der Tod eines unschuldigen, jungen Tieres, wie zum Beispiel ein Lamm, notwendig, damit Gott Schuld und Verfehlungen vergibt. Das war nicht nur in der Kultur des Volkes Israels so – das war damals „normal“ und ist es auch heute noch in anderen Religionen: Opfer sind notwendig, um die Götter milde zu stimmen. Räucherstäbchen, Nahrungsmittel und Gelder werden in verschiedenen Religionen und Kulten an Opferstätten gebracht, in der Hoffnung, dass die Götzen/Ahnen/Toten Gnade mit den Menschen haben.
Was aber das Christentum unterscheidet von diesen Kulten ist: JESUS ist das einmalige und letzte Opfer gewesen, das notwendig war. Wäre er ein einfacher Mensch gewesen, wäre er vielleicht einfach gestorben und die Menschen hätten es glauben können oder nicht. Er hätte dann eben die Schuld der Menschheit und die Zielverfehlungen alle getragen, wäre gestorben und gut wäre es gewesen. Aber Gott ging weiter: Er ist GNÄDIG und gibt uns die Möglichkeit, nach dem Leben hier sogar eine Endlos-Party im Himmel zu feiern. Da ist keine Schlucht mehr zwischen uns und Gott. Es gibt eine Überwindung. Denn Jesus blieb nicht tot – wie es Menschen tun würden – sondern er zeigte durch seine Auferstehung, dass er wahrer Gott ist und ER das letzte Wort in Sachen Tod und Leben hat.

Der Tod MIT der Auferstehung ist die Brücke, die für uns geschaffen wurde. Die Brücke, die über den Fluss geht und uns den Weg zum Ufer der Ewigkeit ermöglicht. Was viele nicht verstehen: Diese Brücke kann nur mit der Identität „KIND GOTTES“ gegangen werden. Was bedeutet das?
In der Bibel steht es mehrmals, zum Beispiel in Römer 10,9-10 steht: „Denn wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus ist der Herr!‘, und wenn du von ganzem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, dann wirst du gerettet werden. Wer also von Herzen glaubt, wird von Gott angenommen; und wer seinen Glauben auch bekennt, der findet Rettung.“

Und in Johannes 1,12: „Die ihn (Jesus) aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“

Wenn wir also daran glauben und uns bewusst machen, dass dieser Jesus der menschgewordene Gott war, der uns Menschen klarmachen wollte, dass Gott uns liebt und dass er es gut mit uns meint; wenn wir verstehen, dass dieser Gott heilig ist und wir nur aus Gnade in seiner Gegenwart sein können und wenn wir begreifen, dass es in dieser Heiligkeit einen bestimmten Rahmen und Werte gibt, DANN haben wir einen wirklichen Grund zu feiern und einen wirklichen Grund, uns dessen an einem Karfreitag wieder bewusst zu machen. Das Erinnern und das Feiern sind verknüpft, so wie der Tod und das Leben. Erinnere ich mich und feiere ich mit diesem Hintergrund, hat die Verknüpfung von Tod und Leben für mich eine andere Deutung als für jemanden, der sich weder erinnern NOCH den wahren Grund feiern möchte.
Ich habe am Freitag einen schönen Neologismus in meinen Gedanken gefunden: FREUDIGE DEMUT. Wir dürfen ohne Opferhaltung und ohne Furcht den Karfreitag gedenken. Wir dürfen demütig sein, erkennen, dass wir unendlich geliebt sind von einem großen Gott. Wir dürfen daran denken, dass Jesus gequält und gefoltert wurde – obwohl wir es eigentlich verdient hätten. Aber wir dürfen eine freudige Demut haben- wir dürfen dabei Freude empfinden und mit einem Lächeln auf den Lippen und vielleicht Tränen in den Augen begreifen, was wir an diesem Wochenende wirklich feiern: Wir dürfen gedenken ohne Ablenkung und uns dann freuen und feiern! DAS ist Ostern!

Ich wünsche dir, dass du beides im Blick hast, damit für dich das Leben nach dem Tod beginnt und nicht dein Leben mit dem Tod endet.