Schlagwort: Frust

„Ich will so bleiben wie ich bin!?“

„Ich will so bleiben wie ich bin!?“

(Beitrag auf Estherstoechter.wordpress.com)

Während ich am Laptop sitze um diesen Blogpost zu schreiben, stopfe ich eine Handvoll M&Ms in mich rein. Die Gelben mit Erdnüssen.

Tatsächlich kam mir die Idee für den Inhalt dieses Textes in dem Moment, als ich zum Wiederholten mal in die offene Tüte griff und mit mir selbst kämpfte. Denn eigentlich wollte ich keine Süßigkeiten essen. Meine App auf dem Handy, die meine Kalorien zählt hat es mir verboten, denn das Mittagessen war ein bisschen zu groß geraten….Aber wie so oft finde ich selbst wieder Argumente, warum ich diese Hand voll nun doch in meinen weit aufgesperrten Mund stopfe: „Ich lass mir doch von einer App nicht sagen, was ich tun oder lassen darf!“ oder „Ach, jetzt hab ich mir gerade neue Klamotten im Sale schon für den Sommer geleistet, dann wäre Abnehmen ja jetzt eh blöd!“ oder ganz einfach „Ich wollte ja noch einen Blogeintrag machen – dann hab ich wenigstens ein Thema!“

Vielleicht kennst du das auch, dieses Streiten mit sich selbst oder, wie man im Fachjargon sagt, „Selbstverarsche“. Denn es war ja nicht die APP die mir gesagt hat, dass ich abnehmen soll, sondern ich selbst hatte mich endlich mal wieder motiviert genug gefühlt, ein bisschen mehr auf meine Ernährung zu achten und dem Winterspeck ein bisschen Einhalt zu gebieten. Blöd nur, dass ich genau aus diesem Grund dann auch sagen kann, dass ich jetzt einfach nach drei Tagen das Experiment „Jeanstragen ohne rote Ränder am Bauch“ abbreche. Ich bin Weltmeisterin darin mich selbst von etwas abzubringen, nachdem ich endlich mal den Mut und die Motivation gebündelt habe um einen Next Step zu gehen. Und dann bin ich auch die Weltmeisterin im drüber jammern, dass ich es nicht durchgezogen habe.

Es gibt viele Argumente, die mich dazu bringen mein Vorhaben, ein paar Kilos abzunehmen, zu ignorieren: „Mein Mann liebt mich wie ich bin!“, „Gott liebt mich, wie ich bin“, „Es kommt auf die inneren Werte an“ und und und. Und dann kommt der alte Werbeslogan von einer Ernährungsmarke in den Kopf „Ich will so bleiben wie ich bin – DU DARFST!“

Und irgendwie stimmen die Argumente ja auch. Aber gleichzeitig weiß ich, dass ich selbst ja nicht da stehen bleiben will und mich zurücklehnen möchte. Dabei geht es jetzt nicht darum, dass ich immer einen Grund zum Kämpfen brauche oder alles anstrengend sein muss im Leben. Aber es geht darum zu verstehen, dass ich auf der einen Seite natürlich von meinem Mann geliebt werde und dass ich auch von Gott geliebt bin -aber gleichzeitig geht es mir selbst doch auch darum, dass ich gesund lebe, mich wohlfühle. Dass ich so bleiben DARF wie ich bin, aber es nicht MUSS.

Dieser Zwiespalt beschäftigt mich schon mein ganzes Leben: „Gott liebt dich, wie du bist!“ höre ich seit meiner Kindheit. Warum dann verändern? Warum dann abnehmen oder Verletzungen verarbeiten? Warum vergeben und versöhnen? Warum an sich arbeiten – wenn Gott mich doch so geschaffen hat und mich liebt?

Und dann fangen die Argumente an und tatsächlich wirken die kritischen Nachfragen schwerer und man ist kurz davor, die Hand, die gefüllt ist mit den M&Ms, mit Frust, mit Rachegedanken, mit Zweifeln, mit Wut und allem drum und dran wieder in den Mund zu stopfen, sich zurück zu lehnen und einfach zufrieden zu sein mit sich selbst.

Ich habe aber eins gelernt: Ich bin nicht zufrieden mit mir selbst. Denn ich habe immer wieder gemerkt, dass der innere Frieden und die Ruhe DANN da sind, wenn ich verstehe und weiß, dass ich geliebt bin und trotzdem Verletzungen und Verhaltensweisen in und an mir habe, die nicht dem ursprünglichen Gedanken Gottes entsprechen, sondern die entstanden sind in diesem Leben, in dieser Welt die alles andere als Perfekt oder „Das Paradies auf Erden“ ist.

Ich selbst entscheide, was ich in mich „reinstopfe“ – das gilt für das Essen, als auch für die Gedanken. Die Schokolade steht im Regal – manchmal habe ich sie selbst gekauft, manchmal wurde sie mir geschenkt oder mein Mann hat sie besorgt. Sie ist da. Aber sie ist noch nicht in meinem Mund. Und sie ist auch nicht immer und grundsätzlich schlecht. Die Frage ist, ob ich selbst die Kontrolle habe und die Verantwortung übernehme, wenn ich sie öffne und esse.

Verletzungen und der Schmerz der dadurch entsteht – auch sie existieren in unserem Leben manchmal, weil wir sie selbst zufügen, manchmal weil sie uns zugefügt werden und manchmal sogar, weil sie aus anderen Generationen weitergegeben werden. Aber die Frage ist, ob du die Kontrolle hast und den Schmerz in dich hineinstopfst, weil es einfacher ist, sich zurück zu lehnen weil man eben so ist, wie man ist, oder ob es dran ist, aufzustehen, den Schmerz zu betrachten und zu entscheiden, ihn nicht rein zu lassen. Der Schmerz, die Verletzungen können schnell Verhaltensmuster verursachen, die noch mehr Verletzungen hervorrufen oder sogar Verbitterung bewirken. Man macht zu. Man wehrt sich. Man zieht sich zurück

Das ist nicht das Leben, das Gott sich gedacht hat. Jesus selbst sagte einmal, dass er das Leben in der Fülle bereit hält für uns. Eine gesunde Fülle. Eine Fülle, die nicht so ist, wie wenn man gerade 500 Gramm M&Ms in sich reingestopft hat, sondern die Fülle, wie nach einer gesunden, leckeren Bowl. Das ist sein ZIEL für uns. „Sünde“ bedeutet „Ziel verfehlt“. Trage ich weiterhin Verletzungen und Dinge mit mir rum, die mich davon abbringen, mit Frieden und Ruhe ein Leben in der gesunden Fülle zu leben – dann ist das genau so, wie wenn ich mich täglich vollstopfe mit ungesundem Zeug: Ich lehne mich zurück und werde dicker und dicker und irgendwann platz ich!

Ich habe nun runtergeschluckt. Und ich verurteile mich nicht. Ich hab mein Ziel, heute keine Süßigkeiten zu essen, verfehlt. Schade, aber nicht zu ändern. Ich entschließe mich also, den Rest des Tages standhaft zu bleiben. Nicht, weil es eine Regel ist, die ich einhalten soll, sondern weil ICH für mich weiß, dass es langfristig besser ist, wenn ich bedachter esse und mir genüsslich ein Stück Schokolade gönne, wenn es dran ist.

Ich habe in meinem Leben viele Ziele verfehlt – immer wieder. Ich lehne mich nicht zurück und belüge mich, in dem ich sage „Ist doch egal“, aber ich mach mich auch nicht fertig. Ich stehe auf, schaue mir an, was genau es war. Ich bete, dass mir Gott zeigt, wo der Ursprung meiner Verletzungen und Verhaltensmuster liegt, ich bearbeite es mit ihm, geb es ab und versuche, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Ich möchte dich heute ermutigen, die Balance für dich zu finden

Verurteile dich nicht, mach dich nicht fertig. Aber bleib auch nicht resignierend stehen. Gott liebt dich, wie du bist. Aber du musst nicht so bleiben, sondern kannst dich immer mehr zu der Person verändern, die er von Anfang an in dir gesehen hat und immer noch sieht: Rein, kostbar und von unbegrenztem Wert.