Es ist Freitag.
DER Freitag.
Es ist der Freitag, an dem ich daran erinnert werde, wie sehr du gelitten hast.
Ich sehe deine schmerzverzerrten Augen, die gleichzeitig voller Liebe sind.
Ich sehe Filme, Bilder, Theater-Szenen, in denen du diese Last trägst.
Diese Last, dieses Kreuz, dass nicht nur real, sondern auch ein Symbol ist.
Und ich werde daran erinnert, was mir von Kleinauf erklärt wurde:
Das alles ist MEINETWEGEN passiert.
Dieses Kreuz sei Symbol für MEINE Fehler, meine SCHULD und für das, was mich von dir trennt.
Ich sehe dieses Kreuz mit diesem Verständnis und ich sehe deinen Blick.
Und ich kann es kaum ertragen.
Mein Blick will sich abwenden und aus Entsetzen wird Wut.
„Ich habe dich nicht darum gebeten“ schreit meine Seele.
Der Drang in mir einzuspringen wird groß.
„Jeder nehme sein Kreuz auf sich“ hämmert es in meinem Schädel
und ich sehe vor meinem inneren Auge dieses Kreuz, das ich als „Meines“ ansah.
Ein Kreuz das ich immer wieder trug, weil ich nicht wollte, dass jemand wegen mir leidet.
Ein Kreuz das ist immer wieder trug, weil ich die Inschrift darauf selbst einritzte:
„MEINE SCHULD“.
Ich sehe, wie ich dieses Kreuz selbst trage. Zu schwer für mich, kaum anzuheben.
Trotzdem schleife ich es Stück für Stück den Berg hinauf.
Am Gipfel des Berges ist eine Mauer.
Die Mauer, die ich aufgebaut habe. Jeder Stein trägt einen Namen.
„Lüge“, „Lästern“, „Töten von Träumen“, „Wut“, „böse Worte“….
Es ist die Mauer, die mich von dir trennt. So wurde es mir immer erklärt.
Eine Mauer, die ich immer wieder neu aufbaue und die immer da steht, egal wie weit ich mit meinem Kreuz gekommen bin.
Es ist Freitag.
DER Freitag.
Es ist der Freitag, an dem ich von dir daran erinnert werde, was das alles WIRKLICH bedeutet.
Ich sehe deine liebevollen Augen.
Ich sehe einen Film, der vor meinem inneren Auge abläuft.
Da ist kein Kreuz auf meinem Rücken, sondern ein Rucksack.
Und während ich mich den Berg des Lebens hochschleppe mit diesem schweren Rucksack, gehst du neben mir.
Und als ich mich dazu überreden lasse, kurz zu rasten, redest du mit mir.
Und du öffnest den Rucksack und betrachtest mit mir, was darin ist.
Es sind Steine. Jeder Stein trägt einen Namen.
„Lüge“, „Lästern“, Töten von Träumen“, „Wut“, „Böse Worte“…
Auf dem aller schwersten Stein ist jedoch etwas anderes eingraviert: Eine Landkarte.
Die Landkarte zeigt verschiedene Wege. Ein Weg ist fett markiert und zeigt den Weg zum Gipfel des Berges. Eine Zielmarkierung zeigt, wo es hin geht.
Aber auf dieser Karte sind auch andere Wege. Wege, die kürzer zu sein scheinen. Wege, die einfacher zu gehen sind, mit diesem schweren Rucksack, den ich trage.
Und ich sehe, wie du mir anbietest, diesen Rucksack zu tragen.
Damit ich den Weg gehen kann, der begehbar ist, wenn ich keine Lasten habe.
Damit ich den Weg gehen kann, der zum Ziel führt.
Zum Ziel, an dem dein Vater auf mich wartet.
Und du nimmst den Rucksack mit diesen Steinen und entsorgst ihn.
Gemeinsam gehen wir weiter auf diesem Weg, der so viel schöner ist, als ich dachte.
Ich bin dankbar. Ich bin erleichtert.
Du siehst mich an: Dankbar und erleichtert,
weil ich endlich verstanden habe, dass DU diesen Rucksack für mich entsorgen möchtest.
Ich bin dankbar. Ich bin erleichtert.
Du spürst das. Du siehst es.
Gemeinsam gehen wir weiter auf diesem Weg.
Du neben mir. Ich neben dir.
Ich habe keinen Grund mehr, andere Wege zu gehen.
Mit dir statt dem Rucksack ist er begehbar, spannend, abenteuerlich und schön zugleich.
Es war keine Mauer, die mich von dir trennte.
Es waren die Wege, die ich mit meinem schweren Rucksack selbst gehen wollte.
Es war nicht der Rucksack an sich, der schwer war.
Es waren die Steine darin, aus der ich eine Mauer hätte bauen können,
an der Weggabelung, die zwischen deinem und meinem Weg lag.
Es ist Freitag.
DER Freitag.
Es ist der Freitag, an dem das größte Kreuz von mir genommen wurde:
Das Kreuz der „SCHULD“, der „FEHLER“, des „LEISTUNGSDENKENS“.
Es ist der Freitag, an dem meine Schultern neu bedeckt werden:
Mit dem Mantel der Königswürde.
In den Farben der Liebe.
Mit der Leichtigkeit in dem Wissen, dass es nicht um Fehler, Schuld oder Sünde geht, sondern darum, dass dein größter Wunsch ist, dass ich meinen Weg mit DIR gemeinsam gehe.
Es ist Freitag.
Der Tag, an dem ich FREIheit erleben, verstehen und begreifen darf.