„Risotto“ oder: „Erinnerungen schaffen“

„Risotto“ oder: „Erinnerungen schaffen“

Kennst du das, dass du bei bestimmten Gerüchen oder sogar Geschmäckern innerlich an bestimmte Situationen erinnert wirst und dann sogar die damit verbundenen Gefühle wieder aufploppen?
Bei mir ist das zum Beispiel bei Risotto so.
Wenn ich am Esstisch sitze, der Duft mir in die Nase steigt und spätestens wenn ich die frischen Tomaten, den Parmesan und den bissfesten Reis auf der Zunge schmecke, bin ich wieder 9 Jahre alt und sitze gedanklich bei meiner Nonna in ihrer kleinen Küche in einem kleinen italienischen Dorf in Piemont. Ich höre sie reden, ich spüre die Wärme der Sonne und freue mich plötzlich wieder auf den Nachmittag am See. Alte Gefühle kommen wieder hoch und es sind schöne Gefühle und wunderbare Erinnerungen. Obwohl ich schon seit langer Zeit nicht mehr dort war und obwohl meine Nonna bereits vor vielen Jahren gestorben ist, wird das alles wieder lebendig.

Manchmal wünsche ich mir, dass ich meine Begegnungen mit Gott genau so abrufen könnte. Dass ich, wie es so schön heißt: „Sehen und schmecken“ könnte, wie freundlich mir Gott in meinem Leben immer wieder begegnet ist. Ich habe den Eindruck, dass ich viel zu oft vergesse, was Gott alles zu mir gesagt hat, wo ich seine Gegenwart wirklich gespürt habe…und dann kommen die Zweifel, ob das überhaupt Realität war.
Ich bin lange kein Fan von „Ritualen“ gewesen. Ich finde die Gefahr einfach zu groß, dass Rituale irgendwann einfach zu Religiosität werden und der Sinn verloren geht, weil man einfach aus Gewohnheit etwas tut. Inzwischen sehe ich das anders.
Heute, als ich den Risotto auf meinem Teller hatte, wurde mir bewusst, dass genau dieses „Ritual“ oder diese „Gewohnheit“ der Grund dafür ist, dass ich mich bei bestimmten Speisen eben an meine Nonna erinnere: Es war das typische Essen bei ihr. Es verging kein Familienbesuch ohne Risotto, Parmesan auf dem Tisch und „Pastina“ (Nudelsuppe) als Vorspeise. Weil es diese Wiederholung bei IHR gab, ist es für mich DAS Nonna-Gericht und meine Erinnerung.
Warum also Rituale oder „Traditionen“ nicht auch in meine Begegnungen mit Gott einbauen?
Persönliche Bibel
Ein „Ritual“ ist für mich zum Beispiel inzwischen, dass ich Eindrücke oder „Hörende Gebete“ sofort in ein großes, schönes Notizbuch schreibe. Es ist quasi meine persönliche Bibel. Es ist MEINE Geschichte mit Gott und SEIN WORT an MICH. Weil ich es regelmäßig aufschreibe, kann ich immer wieder darauf zurück greifen.
Eine Erinnerungskiste, wie man sie für das Baby oder den Ehepartner macht, kann auch für Gott gemacht werden.
Einfach eine Kiste schön gestalten und Symbole hineinlegen. Die Muschel vom Strandspaziergang als man intensiv betete, die Karte mit dem Bibelvers, die genau an dem Tag gezogen wurde, als ich nach Antworten suchte. Mein Taufvers….. es kann alles mögliche sein.
Eine Duftkerze, die du beim Bibellesen anzündest, damit der Geruch dich immer wieder innerlich an diesen Frieden erinnert oder bestimmte Musik, die du dir jedes Mal im Hintergrund laufen lässt.
Manchmal kaufe ich mir auch bewusst Symbole bzw. Gegenstände, die mich an Eindrücke erinnern. Darum stehen bei mir zum Beispiel ein Kerzenleuchter, antike Schlüssel, ein Ballettbild und andere Dinge mein Zimmer.
Biblisch und mit allen Sinnen erlebbar ist natürlich das Abendmahl. Denn jedes Mal, wenn man das Brot bricht, den Wein trinkt und beides schmeckt, erinnert man sich daran, dass dieser Gott uns unendlich liebt und dass Jesus für uns gestorben ist – noch mehr sogar: Dass dieser Jesus stärker als der Tod ist.
Ich persönlich habe mir vorgenommen, mir Erinnerungen zu schaffen um mich immer wieder an Gottes Liebe, Treue und Güte zu erinnern – vor allem dann, wenn ich ihn mal nicht spüre oder erlebe. Dann hilft es mir, die Duftkerze anzuzünden, mein Notizbuch in die Hand zu nehmen und die Symbole anzuschauen um zu wissen: Dieser Gott ist real!