Als ich im Teenageralter war, habe ich immer die Größeren bewundert. Als ich 10 war, wollte ich 13 sein. Als ich 13 war, dachte ich, mit 19 hat man das Traumalter erreicht…dann war ich 19 und merkte, dass ich lieber so sein wollte, wie die 23 Jährigen….immer wieder habe ich nach „oben“ geschaut und dachte, „wenn ich SO alt bin, dann bin ich genau wie sie!“. Ich hatte immer Vorbilder und wollte genau so sein. Trügerischer Weise dachte ich, dass das von ganz alleine kommt, wenn ich erstmal das Alter erreicht habe…Irgendwann dachte ich: Die Frauen, die auf der Bühne stehen, sind immer so selbstbewusst und sehen gut aus – wenn ich auf der Bühne stehe, dann bin ich auch so….Aber Pustekuchen:-)
Als ich dann in den 20ern war, hat sich alles genau anders herum abgespielt: Ich wurde trotzig und war genervt von starken, selbstbewussten Frauen….
Eine weltweit anerkannte Pastorin, die eine der größten Kirchen gegründet hat, hat mich da sehr herausgefordert…ich konnte KEINE einzige Message von ihr länger als 5 Minuten anhören. „Boah, wie die redet – das geht gar nicht!“ war immer meine Ausrede. „Die ist so arrogant“ oder „Ihre Stimme nervt“…ich fand immer einen Grund dieser Dame und ihren Messages aus dem Weg zu gehen. Bis ich auf einer großen Konferenz war. Ich saß in der 8. Reihe, ziemlich in der Mitte – keine Chance unbemerkt zu entkommen…und da stand sie auf der Bühne: Meine „Feindin“ und ich rollte innerlich mit den Augen. Doch plötzlich hörte ich die Stimme neben mir sagen „Gib ihr doch erstmal eine Chance. Gott hat schon oft sehr krass durch sie geredet!“…ja, die Stimme klang verdächtig nach der Stimme meines Mannes, aber ich spürte, dass dieses Mal ein kleiner, ermahnender Unterton Gottes darin klang. Also gut, ich konnte ja eh nicht fliehen.
Das Ende vom Lied: Nach der Message stürmte ich in den Media Store um mir IHR Buch „I will have what she’s having!“ (dt.: Ich möchte das, was sie hat!“) zu kaufen. Sie wurde eines meiner größten Vorbilder. Mir wurde eine Sache bewusst: Ich konnte und wollte sie nicht anhören, weil ich innerlich merkte, dass das, was ich an ihr kritisierte eigentlich das war, was ich selbst an mir vermisste: Selbstsicherheit, Kampfgeist, Selbstbewusstsein und eine Leichtigkeit dabei. Diese Frau wusste genau, wer sie in Gott ist und sie strahlte es aus. Egal, was andere dachten: Diese Lebensfreude und Begeisterung für Gott konnte man nicht übersehen und sie wusste genau, dass sie da, wo sie ist, richtig ist. All das, habe ich an und in mir vermisst – aber ich wollte es nicht einsehen. Dabei war meine eigene Unsicherheit das Problem. Meine Ängste waren das Hindernis. Die Ängste abgelehnt und verletzt zu werden. Diese Ängste und diese Unsicherheit haben es mir und anderen so richtig schwer gemacht….da konnte keine Rolle, kein „Auf-der-Bühne-Stehen“ etwas ändern. Die tiefe Unsicherheit und dieser Kampfgeist es allen beweisen zu müssen haben mein Leben bestimmt und ich wurde einfach nicht zufrieden. Stattdessen suchte ich die Fehler bei anderen und kritisierte Frauen, die Selbstsicherheit ausstrahlten als „arrogant“.
Kris Vallatton, ein Pastor der Bethel Church, sagte mal:
„Selbstbewusstsein wirkt auf die Unsicheren wie Arroganz!“
und genau das war passiert. Weil ICH so unsicher war und mich selbst so unsicher fühlte, empfand ich die Frauen, die selbstbewusst und sicher in sich waren als arrogant. Und plötzlich, als das alles an die Oberfläche kam, änderte sich etwas.
Ein Schalter wurde umgelegt und etwas wurde in Gang gebracht: Ein Prozess. Denn ich musste schmerzhaft erkennen: Von alleine werde ich nicht dahin kommen. Es ist ein langer Weg, ein langer und schmerzhafter Prozess, Dinge ans Licht zu bringen, sich Dinge einzugestehen, Dinge abzugeben und selbstkritisch zu betrachten. Seit dieser Konferenz und dieser Erkenntnis sind nun 4 Jahre vergangen. Vier Jahre, in denen ich immer wieder mein Herz prüfen muss, meine Motivation beleuchten muss und vor Gott auf die Knie um zu bekennen, dass ich mich selbst zu wichtig genommen habe. Es sind diese Tage und Situationen, die mich auf die Knie zwingen und mir gleichzeitig helfen zu sehen, wie Gott mich sieht: Ich bin eine Frau mit Fehlern, ich bin eine Frau die andere unwillentlich verletzt, ich bin eine Frau, die noch zu oft denkt, alles alleine schaffen zu müssen – aber ich bin, wenn ich DAS erkenne, wieder auf dem Weg dahin eine Frau zu werden, die weiß, was sie durch und mit Gott schaffen kann. Eine Frau, die nur DESHALB weiß, wo ihr Platz ist und wo er vielleicht nicht ist. Eine Frau, die trotz aller Zweifel auch selbstbewusst auf gesunde Art sein darf.
Wie möchtest du dich selbst sehen?
Wie sieht Gott dich?
Welche Schritte musst du vielleicht als nächstes gehen um an dieses Ziel zu kommen?